Nun hat Gott eine Reihe von Vorschriften dafür erlassen, was gegessen werden darf und was nicht. Für „Vieh“ gibt er die einfache Regel aus: „Alle Tiere, die gespaltene Klauen haben, Paarzeher sind und wiederkäuen, dürft ihr essen!“ Wobei auch Gott keine Regel ohne Ausnahme kennt, weswegen das Kamel nicht gegessen werden darf, obwohl es wiederkäut. Es hat aber keine gespaltenen Klauen – und dürfte sich darüber nun wohl besonders freuen, da es deswegen nicht im Kochtopf landet. Für den Klippdachs gilt das gleiche und den Hasen und das Schwein. Sie alle können sich bei ihren Füßen bedanken, dass sie von der Speisekarte gestrichen sind.

Aus dem Wasser darf das Volk alles essen, was Flossen und Schuppen hat. Was unter anderen die Wale und Tintenfische mit Erleichterung erfüllen wird, während die Fische, die einst von Gott während der Sintflut verschont wurden, nun verstärkt in den Fokus der Angler rücken dürften. Besonders lang ist hingegen die Verbotsliste bei Vögeln. Sie umfasst Gänsegeier, Bartgeier, Mönchsgeier, Milane, Bussarde, Raben, Adlereulen, Kurzohreulen, Langohreulen, Falken, Käuze, Fischeulen, Waldohreulen, Weißeulen, Kleineulen, Schmutzgeier, Störche, Reiher, den Wiedehopf und die Fledermaus. Von den „Kleintieren mit Flügeln und vier Füßen“ sind alle gestrichen, bis auf die Wanderheuschrecke sowie die Solam-, Hargol- und Hagab-Heuschrecken. Das gilt auch für „Kleintiere, die auf dem Boden kriechen“, was Maulwurf, Feldmaus, Eidechsen, Gecko, den Salamander und das Chamäleon auf die Verbotsliste bringt. Außerdem scheint Gott eine besondere Liebe (oder Abscheu) für Koach- und Letaa-Eidechsen zu haben, denn diese erwähnt er noch mal speziell, nachdem er die Eidechse ohnehin schon auf die Liste der Tiere gesetzt hatte, die man nicht essen darf.

Wer ganz krank ist, ist ganz gesund

Wenn eine Frau ein Kind geboren hat, soll sie nach dreiunddreißig Tagen (Junge) beziehungsweise sechsundsechzig Tagen (Mädchen) ein einjähriges Schaf sowie eine Felsen- oder Turteltaube opfern. Sollte sie sich ein Schaf nicht leisten können, tut es stattdessen auch eine weitere Taube. Außerdem haben die Priester in jenen Tagen eine Doppelfunktion, die sich nicht zwingend aufdrängt: Sie sind auch die Ärzte und Gott ist vielleicht nicht ihr bester Lehrmeister für die Behandlung von Krankheiten. Jedenfalls erklärt er, dass man jene isolieren muss, die Aussatz haben, wobei mit Aussatz damals unter anderem Lepra gemeint war. Wenn aber der Aussatz den ganzen Körper erfasst hat, ist die Person nicht mehr krank, sondern gesund, denn „da er völlig weiß geworden ist, ist er rein.“ Dieser Ansatz, dass jemand wieder gesund ist, wenn er nur vollständig genug krank ist, wurde irgendwann im Verlaufe der Medizingeschichte verworfen. Vielleicht an dem Tag, als auch die Berufe Priester und Ärzte getrennte Wege gingen.

Gott macht sich aber auch über die Kopfbehaarung der Männer Gedanken. Wer sein Haar am Hinterkopf verlor, war gesund und wer es an der Stirn verlor, auch. „Entsteht aber auf der Glatze des Hinterkopfes oder über der Stirn ein hellroter Fleck, so ist es Aussatz.“ Wer auf diese Weise von einem Priester als krank eingestuft wird, soll „das Kopfhaar ungekämmt lassen“, um auf diese Weise die Umgebung auf seine Krankheit hinzuweisen. Eine Vorgabe, die bei fortgeschrittener Glatze gar nicht so leicht zu erfüllen sein dürfte. Wer nun aber geheilt ist, soll zwei Vögel (Art, Geschlecht und Alter offenbar egal), Zedernholz, Karmesin und Ysop zum Priester bringen, der einen der Vögel tötet und alle anderen mitgebrachten Opfergaben, und damit auch den anderen Vogel, in das Blut des getöteten Tiers taucht, um damit den Geheilten zu bespritzen.

Gott spricht auch die peinlichen und unangenehmen Themen an

In der Bibel liest sich das so ruhig und entspannt weg. In Wahrheit muss man es sich so vorstellen, dass der Geheilte einen panischen Vogel vor sich sieht, der schreit und mit den Flügeln schlägt und versucht zu fliehen, während ihn der Priester festhält und dazu nutzt, Blut durch die Gegend zu spritzen. Immerhin hat dieses ganze Ritual aber für den Vogel ein gutes Ende, denn er wird danach freigelassen. Ein Glück, das Tieren im Rahmen von religiösen Zeremonien selten widerfährt. Auch nicht den zwei fehlerlosen Widdern und dem einen fehlerlosen Schaf, die später noch für die Heilung benötigt werden und sie mit ihrem Leben bezahlen.

Gott zeigt sich nun als jemand, der auch unangenehme Themen keinesfalls ausspart. Darum hat er zu „Ausflüssen aus den Genitalien“ ebenfalls  etwas zu sagen. Wenn dieser bei Männern oder Frauen eitrig, schleimig oder sonst wie ungewöhnlichen ist, müssen sie isolieren werden, da jeder, der sie berührt oder dahin setzt, wo sie saßen, ebenfalls unrein wird. Wenn die Probleme nicht mehr auftreten, muss die Person sieben Tage isoliert bleiben, bevor sie am achten Tag zwei Turtel- oder Felsentauben opfert und wieder unter Leute darf. Auch die Monatsblutung macht unrein und Männer, die in dieser Zeit mit einer Frau schlafen, müssen sieben Tage isoliert werden. Weniger dramatisch, doch auch nicht ohne Folgen ist der Samenerguss des Mannes. Nachdem dieser erfolgt ist, sind aber keine sieben Tage nötig, da es heißt: „Er ist unrein bis zum Abend.“

Gott hat mit diesem Blick auf und in den Unterleib des Volks bewiesen, dass er es wirklich in jeder Hinsicht umsorgt. Doch nun wird es Zeit, sich wieder etwas weniger schambehafteten Themen zuzuwenden. Unter anderem dem Thema Versöhnung.

(Fortsetzung folgt …)