Nun steht alles im Zeichen eines göttlichen Umzugs. Nachdem schon bis ins Kleinste hinein besprochen wurde, was der HERR sich alles wünscht, geht es nun um die Umsetzung. Alles beginnt mit einem Spendenaufruf. Jeder soll etwas geben, „den sein Herz dazu bewegt.“ Und es wird sehr viel gespendet und vermutlich hat so mancher dabei weniger auf sein Herz gehört als auf seinen Überlebensinstinkt. Gerade wurden dreitausend Mann getötet, weil sie vom Glauben abgefallen waren, wer will da in den Verdacht geraten, ebenfalls ein Wackelkandidat zu sein?

Am Ende kommt sogar so viel zusammen, dass die Spendenaktion offiziell für beendet erklärt werden muss, bevor der Handwerker Bezalel aktiv wird. Er ist so etwas wie der offizielle Baumeister Gottes, der unter anderem die Bundeslade, zwei Altäre sowie Gefäße, Schaufeln, Schalen und die Feuerpfanne für den Brandopferaltar herstellt. Wobei er immer reichlich Gold verwendet. Überhaupt soll beim Bau von Gottes Heim auf Erden an nichts gespart werden. Da kann dann der Blick auf ein Priestergewand die reinste Edelsteinkunde sein, so sehr funkelt und glitzert es dort von Rubin, Topas, Smaragd, Karfunkel, Saphir, Jaspis, Achat, Hyazinth, Amethyst, Chrysolith, Karneol und Onyx.

Was bei all dem Trubel aber ein wenig erstaunt, ist, wer zum ersten Priester Gottes geweiht wird: Aaron. Ja, genau, der Bruder von Moses, der das Goldene Kalb erschaffen hatte und damit entscheidend zum kurzzeitigen Abfall vom Glauben beitrug. Andere wurden dafür getötet, dass sie einfach nur als Mitläufer dabei waren, aber Aaron war kein Mitläufer. Er hätte mit seiner Autorität versuchen können, dagegenzuhalten, als das Volk unruhig wurde. Hatte er aber nicht, im Gegenteil stellte er den Götzen sogar her.

Wobei aber Gott selbst auch eine gewisse Mitschuld an diesem ganzen Drama trägt. Irgendwann in den langen vierzig Tagen hätte er auch mal einen Hinweis geben können, dass es auf dem Berg noch etwas dauert, aber alles im grünen Bereich ist. Das hat er nicht und das war mindestens fahrlässig. Dass Aaron nicht getötet wurde, ist erstaunlich, dass er zum wichtigsten Priester ernannt wurde, ist sogar noch erstaunlicher. Aber so kam es nun einmal und darum trug er bald dieses edelsteinschwere Gewand.

Als schließlich das Offenbarungszelt, seine Innenausstattung und sein Außenbereich nach den Wünschen Gottes errichtet waren, „bedeckte die Wolke das Offenbarungszelt und die Herrlichkeit des HERRN erfüllte die Wohnung.“ Umzug abgeschlossen. Gott hatte nun eine Anschrift auf Erden. Für die Juden änderte sich durch diesen Reisegenossen vor allem, dass sie ihre Wanderung durch die Wüste der Geschwindigkeit Gottes anpassten. „Immer, wenn die Wolke sich von der Wohnung erhob, brachen die Israeliten auf zu all ihren Wanderungen. Wenn sich aber die Wolke nicht erhob, brachen sie nicht auf, bis zu dem Tag, an dem sie sich erhob.“

Und die Wanderung war noch nicht vorbei. Noch lange nicht. Genaugenommen hatte sie noch nicht mal wirklich begonnen. Weiterhin hielt sich das Volk nämlich an und in der Nähe des Berges Sinai auf, wo Moses immer wieder zu Besprechungen auf den Gipfel zitiert wurde, obwohl Gott jetzt auch eine Wohnung unten in der Wüste hatte.

Dass die kommende Reise nicht ohne weitere Konflikte ablaufen würde, war zu diesem Zeitpunkt schon zu erahnen. Und jeder, der das befürchtet hatte, sollte Recht behalten.

(Fortsetzung folgt…)