Moses einigte sich mit Gott darauf, dass ihm sein Bruder Aaron als Partner zur Seite gestellt wird. Dieser konnte besser reden als er und ergänzte damit die Fähigkeiten von Moses, von denen sich bisher aber nur die zur ausgeprägten Schwarzmalerei gezeigt hat. Aaron war es auch, der zu den Ältesten der Israeliten in Ägypten sprach und dabei wiederholte, was Gott in seiner Dornbuschgestalt verkündet hatte. Die Angst von Moses bestätigte sich dabei nicht, dass die Leute verständnislos fragen würden, um welchen Gott es hier eigentlich geht. Diese Frage stellte dafür der neue Pharao, dessen Vorgänger die Hebräer zu Sklaven gemacht hatte.
Er führte dessen Fehler konsequent fort und ergänzte sie um Jähzorn, Unredlichkeit und Ignoranz, womit es ihm fast gelingen sollte, Ägypten in den Abgrund zu reißen. Als Moses und Aaron, übrigens mit achtzig und sogar dreiundachtzig Jahren längst keine Jungspunde mehr, erstmals vor ihn traten, ahnten sie noch nicht, dass das bald zu einer lästigen Tradition werden sollte. Sie erklärten ihm, dass die Israeliten Ägypten verlassen wollen und ihr Gott das verlangt, woraufhin der Herrscher unbeeindruckt meinte: „Ich kenne den HERRN nicht und denke auch nicht daran, Israel ziehen zu lassen!“ Als Strafe für diese dreiste Forderung ließ er die Juden nur noch mehr schuften und für einen Moment hatte es den Anschein, als ob ihr Widerstand schon durch diese Maßnahme zusammenbrechen würde. Erbost warfen sie Moses nämlich vor, ihr Leben verschlechtert zu haben und Moses wiederum warf Gott vor, sein Volk „nicht gerettet“ zu haben. Ein Vorgang, der zeigt, dass der Ton zwischen Gott und den Menschen rauer geworden war. Noah hätte sich jedenfalls nie getraut, dem Herrn so unverblümt Wortbruch vorzuwerfen.
Vor den Heuschrecken kommen die Frösche
Es kam zu einem weiteren Treffen mit dem Pharao, das sich zu einer Machtprobe der besonderen Art entwickelte. Die beiden Hebräer schleuderten Moses Hirtenstab auf den Boden, der sich in die Schlange verwandelte. Daraufhin schleuderten die Zauberer des Pharaos ihre Stäbe ebenfalls auf den Boden und auch sie wurden zu Schlangen, was dem Auftritt der Brüder viel von seiner erhofft einschüchternden Wirkung nahm. Da half es auch nicht mehr viel, dass ihr Reptil die der Ägypter auffraß…Kein Wunder also, dass sich der Pharao erneut weigerte, die Juden ziehen zu lassen. Damit hatte er die letzte Gelegenheit verpasst, den Konflikt friedlich beizulegen. Von nun an folgte eine Plage auf die andere, als wären sie Teil eines Countdowns.
So ließ Moses am nächsten Tag das Nilwasser zu Blut werden, wobei die Fische starben und der Fluss zu stinken begann. Die Ägypter reagierten darauf, indem sie „mit Hilfe ihrer Zauberkünste das Gleiche“ taten, was auf gewisse Weise ziemlich kurzsichtig war, da sie sich damit an der Zerstörung ihrer eigenen Lebensgrundlage beteiligten. Weil der Pharao weiterhin stur blieb, regnete es danach Frösche. Erst welche von Moses, dann welche der „ägyptischen Zauberer“, womit doppelt so viele Frösche als nötig das Land verwüsteten. Erneut hatte der Pharao sich damit selbst geschadet, der nun immerhin anbot: Wenn nur dieses elende Gequake aufhört, dürfen die Juden gehen. Kaum war die Froschplage aber vorbei, nahm er seine Zusage zurück. Ein Muster, das sich im weiteren Verlauf der Plagen wiederholen sollte und die Frage aufwirft, ob er Lügen für eine diplomatische Allzweckwaffe hielt. Nach den Fröschen fielen Insekten über das Land her (an deren Beschwörung die ägyptischen Zauberer scheiterten, obwohl Frösche ungleich komplexere Lebewesen sind als Insekten) und erneut gab der Pharao nach, nur um nach dem Ende der Plage wortbrüchig zu werden.
Inseln aus Licht in einem Meer aus Finsternis
Gott ließ daraufhin das Vieh der Ägypter an einer Seuche erkranken, während er das Vieh der Israeliten verschonte, damit auch die schlichtesten Gemüter begriffen, auf wessen Seite er stand. Auf diesen bislang schwersten Schlag reagierte der Pharao erstaunlich gleichgültig. Keine Verhandlungen. Auch, als die Ägypter selbst „mit Geschwüren gepeinigt“ wurden, blieb er stur, weswegen es schon den schlimmsten Hagelschauer brauchte, den Ägypten je erlebt hatte, um ihn erneut aus der Reserve zu locken. Wenn der Hagel aufhört, dürfen die Juden gehen, versprach er. Der Hagel hörte auf und…alle mussten bleiben. Unerbittlich ging also die nächste Plage über dem Land nieder. Nun in Form von Heuschrecken, obwohl eine Frosch- und eine Insektenplage kaum noch etwas übriggelassen haben dürften, was sie noch fressen könnten. Wieder gab der Pharao sein Wort und wieder dauerte es nur bis zum Ende der Plage, bis er sich daran nicht mehr erinnern wollte. Darum änderte Gott seine Taktik und statt mit Tieren und Hagel, versucht er den Pharao jetzt mit drei Tagen Finsternis zu ängstigen (nur bei den Juden blieb es hell).
Nach diesem Sonnenentzug zeigte er sich verhandlungsbereit und bot Moses folgenden Deal an: Ihr dürft gehen, lasst aber euer Vieh zurück. Darauf ging Moses wiederum nicht ein und stellte dramatisch klar „keine Klaue darf zurückbleiben“, woraufhin er aus dem Palast flog. Damit hat der Pharao die letzte Gelegenheit vertan, um mit einem blauen Auge davonzukommen. All die Plagen nämlich, die Schlangen, die Frösche, das Blutwasser, die Insekten, die Viehseuche, die Geschwüre, der Hagel, die Heuschrecken und die Finsternis, sollte vor dem verblassen, was Gottes Strafenkatalog jetzt vorsah. Er würde alle Erstgeborenen Ägyptens töten – und noch dazu alle Erstgeborenen beim Vieh, obwohl dieses sich nie in die Streitigkeiten der Menschen eingemischt hatte.
(Fortsetzung folgt…)
Das Buch Genesis / Die Anfänge
Die Erzeltern
Josef und seine Brüder
Das Buch Exodus / Israel in Ägypten
Empörung des Pharao gegen Gott
Auszug aus Ägypten
Offenbarung und Bundesschluss
Grundlegung der Ordnung von Heiligtum und Liturgie
Sünde des Abfalls und ihre Vergebung
Ausführung der liturgischen Anordnung
Das Buch Levitikus / Opferbestimmungen
Einsetzung der Priester als Träger der Heiligkeit
Reinheit im Alltag