„Das Ersinnen von Götzenbildern war Anfang der Untreue“, heißt es und es wird sogar erläutert, wie diese Entwicklung begann. Ihren Ursprung hat sie im tragischen Todesfall eines Kindes: „Bedrückt durch allzu frühe Trauer, ließ ein Vater / von seinem Kind, das gar schnell hinweggerafft wurde, ein Bildnis machen; so ehrte er einen toten Menschen als Gott / und führte bei seinen Untergebenen Geheimkulte und Riten ein.“ Ob er seinen Sohn wirklich als Gott verehrte oder diese Interpretation selbst deutlich übers Ziel hinausgeht, soll nun nicht das Thema sein, denn aus diesem Sündenfall des Götzendienstes heraus entwickelte sich die Anbetung von Menschen, Tieren und Gegenständen – oder allgemeinem: allem, was nicht der HERR war – immer weiter.

Ein wichtiger Meilenstein war erreicht, als Könige sich als Statuen, Gemälde oder auch auf Münzen abbilden ließen, damit das Volk sie verehren konnte. Wobei es hier erstmals zu einer unheiligen Allianz mit den Künstlern gekommen ist, die diese Form des Götzendienstes erst möglich machten, denn: „Der Ehrgeiz der Künstler führte zur Ausbreitung der Verehrung / auch bei denen, die den Verehrten gar nicht kannten. Wohl um dem Herrscher zu gefallen / bot er seine ganze Kunst auf, um ihn schöner darzustellen, als er war.“ Vom Glanz des Werkes hingerissen, „hielt die Menge / den, der noch kurz zuvor nur als Mensch geehrt wurde, jetzt für anbetungswürdig.“ Es ist also nur ein wenig überspitzt, wenn man feststellt, dass die Künstler an der Sintflut schuld sind. Was ein wenig überrascht, da sie in der Bibel bisher so gut wie nie erwähnt wurden.

Holz hat keine Werte und ist darum als Gottheit ungeeignet

Götzendienst sei auch deswegen so gefährlich, weil es keine Werte und Normen gibt, die man von einem angemalten Holzklotz übernehmen könne. Er habe nämlich keine Werte, weil er nur ein Stück Holz sei, weswegen Völker mit solchen falschen Gottheiten sich ihre Werte eben selbst geben und damit immer in der Gefahr stünden, zu Variationen von Sodom und Gomorrha zu werden: „Alles ist ein wirres Gemisch von Blut und Mord, Diebstahl und Betrug, Verdorbenheit, Untreue, Aufruhr und Meineid; es herrscht Umkehrung der Werte, undankbare Vergesslichkeit, / Befleckung der Seelen, Vertauschung der Geschlechter, / Zerrüttung der Ehen, Ehebruch und Zügellosigkeit.“ Kurzum: „Die Verehrung der namenlosen Götzenbilder / ist aller Übel Anfang, Ursache und Höhepunkt.“

Wo ein Übel ist, da ist die Strafe nicht weit und die kann auch tödlich ausfallen, wenn Gott selbst der Strafende ist. Eine seiner bekannteren Maßnahmen war die Züchtigung der Ägypter dafür, dass sie die Kinder der Israeliten töten wollten. Gott ließ das nicht zu und tötete stattdessen die Erstgeborenen der Ägypter, womit er nicht gerade die Botschaft sendete, dass das Töten von Kindern in jedem Fall ein Tabu ist. Später machten die so hart gestraften Ägypter einen weiteren schwerwiegenden Fehler, der höchstens damit zu erklären ist, dass die Trauer ihre Gedanken vernebelte. Sie eilten in Racheabsicht den Israeliten hinterher und wurden von Gott ein weiteres Mal hart gestraft, indem die Armee des Pharaos mitsamt des Pharos in den Fluten des Roten Meeres ihren Tod fand.

Wobei unter die Gründe, die für diese Bestrafungen genannt werden, auch der „Fremdenhass“ fällt, dem sich die Ägypter schuldig gemacht hatten, schließlich hatten „diese Gäste, die sie festlich aufgenommen hatten / und die schon die gleichen Bürgerrechte genossen, / mit schrecklichem Frondienst Böses getan.“ Von daher lehrt das Buch der Weisheit, dass man keine bemalten Holzstücke als Götzen verehren soll, dass Künstler eine weitgehend unterschätze und doch maßgebliche Rolle für den Ausbruch der Sintflut spielten, dass hinter jedem Ereignis in der Natur Gottes Wirken steht und dass Fremdenfeindlichkeit dazu führen kann, vom HERRN tödlich bestraft zu werden.

(Fortsetzung folgt…)