Gott hat sich nun einige Kapitel lang praktisch vollständig zurückgenommen. Während er in der fernen Anfangszeit der Menschheit noch ständig in Gespräche mit dieser oder jener Person verwickelt war und auch während des Auszugs aus Ägypten noch recht viel zu sagen hatte, verstummte er im Laufe der Zeit immer mehr. Im ganzen Buch der Makkabäer etwa gab es keine einzige Stelle, die ein direktes Gespräch von ihm mit einem Menschen zeigt. Er griff zwar regelmäßig ein, aber bleibt im Hintergrund.
Damit war es jetzt erst mal wieder vorbei, was für eine ganze Reihe von Menschen keine wirklich gute Nachricht darstellte. Um genau zu sein, war sie auf gewisse Weise sogar der Grund für ihren Tod. Doch der Reihe nach und damit zu Hiob. Er war ein wohlhabender Mann mit zehn Kindern, sieben Söhnen und drei Töchtern. Er war außerdem hoch angesehen und sehr fromm. So fromm, dass er regelmäßig zu Gott betete und Brandopfer darbrachte, um präventiv für die Erlassung der Sünden seiner Kinder zu bitten, sollten sie welche begangen haben. Sicher ist sicher.
Er schien auf gewisse Weise ein perfektes Lebe zu führen und genau das fiel auch Gott und seinen Söhnen – ja, mittlerweile gibt es Gottessöhne, über deren Herkunft nichts weiter bekannt wird, auch nicht, ob Gott ihr Vater und wer ihre Mutter, wenn sie eine haben – auf. Gott prahlte vor allem gegenüber Satan mit diesem besonders frommen Menschen auf Erden. Satan blieb davon aber unbeeindruckt und meinte, dass es leicht sei an einen Gott zu glauben, der es immer gut mit einem meint, denn: „Bist du es nicht, der ihn, sein Haus und all das Seine ringsum beschützt?“ Der wahre Charakter Hiobs würde sich erst offenbaren, wenn er seinen Glauben auch mal in einer Krise beweisen müsse. Gott ließ sich also darauf ein, dass Satan den frommen Hiob auf die Probe stellt, wobei dessen Vorstellung von „einer Krise“ recht apokalyptische Ausmaße hatte, wie sich bald herausstellen sollte.
Eine Prüfung, die von einem Massaker nicht zu unterscheiden ist
Er sorgte nämlich dafür, dass Hiob von vier Boten vier schreckliche Nachrichten erhielt. Der erste berichtete vom Diebstahl aller Rinder, der zweite von einem Feuer, das alle Schafe verbrannte und der dritte, dass auch die Kamele verloren seien. Damit hatte Hiob seine gesamten Herden eingebüßt, bevor ihm der vierte Bote die schrecklichste Nachricht überbrachte. Alle seine zehn Kinder sind tot. Begraben im Schutt eines eingestürzten Hauses. So sah also Satans Vorstellung davon aus, einen Menschen zu prüfen. Er hatte ihm praktisch alles genommen, und zwar alles gleichzeitig. Doch Hiob nahm diese, nun ja, Hiobsbotschaften mit erstaunlichem Gottvertrauen an: „Der Herr hat gegeben, der Herr hat genommen; / gelobt sei der Name des Herrn“ fiel ihm dazu im Gebet ein.
Dass sich ein Abfall vom Glauben anders anhört, musste auch Satan einsehen, dessen Neugierde und Ehrgeiz dadurch aber erst recht geweckt waren. Darum holte er sich bei Gott die Erlaubnis, mit den Prüfungen fortzufahren. Warum der HERR dieses Menschenexperiment nicht für beendet erklärte, weil eine so gottesfürchtige Reaktion auf die völlige Verarmung und den Tod aller Kinder im Grunde alle Zweifel ausgeräumt haben sollten, bleibt sein Geheimnis.
Gott tat Hiob diesen Gefallen jedenfalls nicht und so sorgte Satan dafür, dass dieser Mensch überall am Körper von Geschwüren entstellt wurde. Erst jetzt fällt auf, dass Satan aus irgendeinem Grund die Frau des Hiobs verschont hatte, als er die zehn Kinder sterben ließ. Vielleicht, weil ihre Anwesenheit für ihn noch unangenehmer war als ihre Abwesenheit, denn sie ärgerte sich über seine weiterbestehende Frömmigkeit. Er aber ermahnte sie und stellte fest: „Nehmen wir das Gute an von Gott, sollen wir dann nicht auch das Böse annehmen“, bevor er sich wieder kratzen musste. Was er übrigens mit einer Tonscherbe tat.
(Fortsetzung folgt)