In biblischen Zeiten wurden friedlichen Tage offenbar vor allem genutzt, um Kräfte für den nächsten Krieg zu sammeln. So auch jetzt. Der General, der Jonatan als Geisel genommen hatte, nahm nun das Land Juda ins Visier. Als Reaktion darauf brachte der Familienbetrieb starker Widerstandskämpfer, dem schon Mattatias, Judas und Jonatan entstammt waren, mit Simeon den nächsten Anführer hervor. Jonatan wurde kurz darauf in der Gefangenschaft hingerichtet und fand im Heldengrab seiner Familie die letzte Ruhe. Simeon hatte es zu einem wahren Wallfahrtsort ausbauen lassen, das an die Stärke des jüdischen Volkes erinnern sollte. In Judäa wurden mehrere Erinnerungstafeln auf dem Berg Zion aufgestellt. Die Idee war nachvollziehbar, aber man merkt zugleich auch, dass in jener Zeit die Denkmal- und Erinnerungskultur noch in ihren Kinderschuhen steckte, da der würdigende Text eine ausufernde Länge von über 500 Wörtern hatte.
Er enthielt Passagen wie: „Es ist ihm zu seiner Zeit gelungen, die fremden Völker aus dem Land zu vertreiben, vor allem die, die in der Davidstadt in Jerusalem wohnten und sich eine Burg gebaut hatten, aus der sie Ausfälle machten, die Umgebung des Tempels entweihten und seiner Heiligkeit großen Schaden zufügten.“ Oder: „Aus eigenen Mitteln brachte er viel Geld auf und versorgte die Krieger seines Volkes mit Waffen und Verpflegung. Er ließ die Städte Judäas befestigen, besonders Bet-Zur, das an der Grenze von Judäa liegt; er legte eine jüdische Besatzung dorthin, wo zuvor ein Waffenlager der Feinde gewesen war. Auch die Städte Jafo am Meer und Geser bei Aschdod ließ er befestigen. Früher wohnten dort die Feinde, er aber siedelte Juden an und ließ ihnen alles zukommen, was sie zu ihrem Unterhalt brauchten.“
Der Versuch, Simeon einzuschüchtern, scheitert erwartungsgemäß
Sehr viel Text und Inhalt, die diesem Ort alles Prägnante nahm. Dabei hätte wohl dieser eine Satz über Jonatan und seine Helden-Familie gereicht, um eine starke Wirkung zu entfalten: „Sie stellten sich den Widersachern ihres Volkes entgegen, um ihr Heiligtum und das Gesetz zu erhalten, und verschafften ihrem Volk großen Ruhm.“ Doch ging er in den langatmigen Aufzählungen unter, die einen Großteil der Erinnerungstafeln ausmachten.
Während bei ihren Feinden – mal wieder – ein Militärputsch stattfand, belagerte Simeon die Stadt Geser, vertrieben die Einwohner und ersetzte sie durch „gesetzestreue Männer“, bevor er sich dort selbst ein Haus baute. Kurz darauf hieß der neue starke Mann der Gegenseite Antiochus und verlange, dass Geser sowie Jafo und eine Burg in Jerusalem an ihn übergeben werden: „Gebiet habt ihr verwüstet und großen Schaden im Land angerichtet und viele Orte in meinem Reich habt ihr an euch gerissen. Nun gebt die Städte wieder heraus, die ihr besetzt habt“ erklärte er und setzt ultimativ nach, „sonst kommen wir und führen Krieg gegen euch.“ Vermutlich hatte der König gehofft, Simeon damit einschüchtern zu können. Doch es gelang ihm nicht. Der jüdische Anführer erklärte vielmehr in dem ruhigen Ton, in dem man Selbstverständlichkeiten erläutert: „Wir haben kein fremdes Land besetzt und uns nichts angeeignet, was uns nicht gehört.“
(Fortsetzung folgt…)