Der jüdische Widerstand entwickelte sich endgültig zu einem Familienbetrieb, als mit Jonatan der Bruder des gefallenen Judas an die Spitze der Bewegung rückte. Er trat ein schweres Erbe an, da ihre Feinde sich nun ermutigt fühlten, die Makkabäer zu verfolgen und öffentlich zu demütigen. Jonatan reagierte auf diese Verfolgung seiner Anhänger mit absoluter Härte. Als einer seiner Brüder entführt wurde, ließ er als Strafe eine ganze Hochzeitsgesellschaft niedermetzeln, weil die Entführer zu einer der Familie gehörten. In einem anderen Fall versuchten abtrünnige Juden ihn in einen Hinterhalt zu locken, was er durchschaute und nicht weniger als fünfzig von ihnen hinrichten ließ. Wobei Jonathan ohnehin keine Gnade mit den Juden kannte, die gegen ihn gekämpft hatten: „Die Frevler in Israel aber rottete er aus.“

Jetzt kam es zu einem Machtkampf zwischen König Demetrius und seinem Herausforderer Alexander, bei dem die Juden in die ungewohnte Situation kamen, plötzlich umworben zu sein. Jonatan erhielt Briefe, die mit „König Alexander grüßt seinen Bruder Jonatan“ oder „König Demetrius grüßt das Volk der Juden“ begannen und allerlei Versprechungen sowie Geschenke wie Purpurmäntel oder Kränze enthielten. Vor allem Demetrius geizte nicht und befreite die Juden von allerlei Abgaben, wollte ihre Feiertage respektieren, für den Betrieb des Tempels aufkommen und die Befestigungen rund um Jerusalem bezahlen, das er als „heilig“ bezeichnete. So ganz wollte ihm die Juden offenbar den Sinneswandel nicht abnehmen, da er vor einiger Zeit noch mit mächtigen Armeen durch ihr Land gezogen war und von ihrer Ausrottung geträumt hatte. Darum schloss Jonatan sich Alexander an, der Demetrius kurz darauf in einer Schlacht besiegte und tötete. Als einige Zeit später der Sohn des Demetrius (der einer seltsamen Einfallslosigkeit der herrschenden Klasse folgend, ebenfalls so hieß) König Alexander herausforderte, schlug Jonathan eine seiner Armeen. Allerdings verbündete sich Demetrius Junior bald danach mit dem ägyptischen Herrscher Ptolemäus gegen Alexander, der sich nach der Niederlage auf einem anderen Schlachtfeld bei den Arabern verstecken wollte, die ihn aber enthaupteten und seinen Kopf an seine Feinde schickte.

Aufstand brutal niedergeschlagen, selbst nach biblischen Maßstäben

Damit schien es so, als hätten die Juden auf den falschen, weil nun kopflosen, Herrscher gesetzt. Doch Ptolemäus und Demetrius Junior zeigten sich überraschend freundlich und Jonathan durfte sogar den Ehrentitel „Freund ersten Ranges“ tragen und so stellte sich der Tod von König Alexander letztlich doch nicht als die befürchtete Katastrophe für die Juden heraus. Allerdings sollte das Kapitel Alexander noch nicht ganz vorbei sein, wobei es eine bittere Ironie ist, dass ausgerechnet die Abrüstung zu einem weiteren Krieg führte. König Demetrius löste nämlich seine Armee auf, als er feststellte, dass der Frieden von keiner Seite gefährdet wird. Nur hatte er übersehen, dass er zwar die Soldaten entlassen kann, sie dann aber weiterhin Soldaten bleiben. Soldaten, die jetzt kein Geld mehr verdienen und dadurch in große Not geraten. Das nutzte mit Antiochus der Sohn des enthaupteten Alexander beziehungsweise dessen Berater (Antiochus war noch ein Kind) aus und sicherten sich die Dienste der entlassenen Soldaten. Als schließlich ein Aufstand in Antiochia ausbrach, bat der nun armeelose Demetrius Junior bei Jonatan um Soldaten, die ihn vor den 120.000 zornigen Einwohner beschützen sollten, die seinen Palast belagerten.

Er forderte Jonathans Soldaten auf, den Aufstand niederzuschlagen, was sie auf eine Weise taten, die auch nach den Maßstäben der Bibel außerordentlich brutal war. „Sie schwärmten in die Stadt aus und erschlugen an jenem Tag fast hunderttausend Menschen.“ Doch damit gaben sie sich nicht zufrieden und es kann gut sein, dass der König gerne auf den zweiten Teil ihrer Strafexpedition verzichtet hätte, denn „sie stecken auch die Stadt in Brand.“ Dass die Juden den Sohn von König Demetrius retteten, der sie sein Leben lang erbittert verfolgt und bekämpft hatte, ist dabei eine erstaunliche Wendung der Geschichte. Aber damit war der Frieden noch längst nicht wiederhergestellt. Schließlich gab es da noch die Soldaten, die Antiochus in seine Dienste gestellt hatte, um seinen toten Vater zu rächen.

(Fortsetzung folgt…)