Mitten in all den Gefahren für die Juden geschah etwas, was ihre Situation zumindest kurzzeitig entspannte: Bei den Seluken fand ein Putsch statt, in dessen Verlauf sich ein Mann mit Namen Demetrius zum König ausrief und sofort mehrere Statthalter ohne Anhörung hinrichten ließ. Er behauptete, mit den Juden Frieden schließen zu wollen, doch Judas misstraute ihm. Andere (die Hasidäer) waren hingegen gutgläubiger und trafen sich mit Alkimus, einem Juden, der für den Putsch-König arbeitete und von ihm als Hohepriester eingesetzt worden war.

Es sollte ein Treffen im Geiste der Versöhnung und des Friedens werden und wurde es auch – zumindest bis zu dem Moment, als Alkimus sechzig seiner Gäste hinrichten ließ und ihre Leichen vor den Mauern Jerusalems aufreihte. Ob das eine Idee des neuen Königs Demetrius war oder von Alkimus selbst, ist nicht klar. Klar ist hingegen, dass dieses Massakers eine neue Zeit der Verfolgung einläutete, in dessen Folge sich Zisternen in Massengräber verwandelten. Die Regentschaft über die Juden wurde an Alkimus übergeben, der so gerne Hohepriester sein wollte und doch nur ein gefürchteter Unterdrücker war.

Damit stand er in einer Tradition mit anderen skrupellosen Aufsteigern und Betrügern, die schon vor ihm das Amt des Hohepriesters ausgeübt hatten, ohne dabei Gott zu respektieren. Um zwei dieser durchtriebenen Figuren soll es an dieser Stelle gehen. Da gab es Jason, der dieses Amt einst durch hohe Bestechungsgelder von König Antiochus erhielt. Er tat als Hohepriester alles, um den jüdischen Glauben aus der Gesellschaft zu entfernen. Die Juden sollten sich der griechischen Lebensweise anpassen. Er und seine Priester ließen den Tempel verkommen, der ihnen nichts bedeutete. Ganz im Gegensatz übrigens zum Sport, denn sie „gingen eilig auf den Sportplatz, sobald die Aufforderung zum Diskuswerfen erging“, da sie „die Ehre ihres Vaterlandes für nichts achteten, aber auf griechische Auszeichnungen ganz versessen waren.“ Damit handelte es sich vermutlich um die einerseits ketzerischste und zugleich durchtrainiertes Priestergeneration der jüdischen Geschichte.

Den Tempel zu entweihen, verkürzte das Leben der Täter zumeist auf radikale Weise

Der verfallene Tempel wurde bald zu einem Ort erklärt, an dem Zeus verehrt wird. Es gab dort Exzesse aller Art, von rauschenden Festen, über Orgien bis hin zur Prostitution. Die Juden wurden genötigt, an Feiern für den Gott Dionysos teilzunehmen und vor die Wahl gestellt, sich der griechischen Lebensweise anzupassen oder hingerichtet zu werden. Es kam zu schrecklichen Szenen, etwa dem Foltertod eines neunzigjährigen Schriftgelehrten, der sich weigerte, Schweinefleisch zu essen oder dem Hinrichtungsexzess gegen eine Mutter und ihre sieben Söhne, wobei man den Opfern die Zunge abschnitt und die Kopfhaut abzog, bevor Nase, Ohren, Hände und Füße abgehackt wurden, und die so Verstümmelten in siedendes Wasser getaucht wurden. Die Mutter kam als Letzte an die Reihe, nachdem sie mitansehen musste, wie ihre sieben Söhne zu Tode gefoltert wurden. Brutalität und Bestialität kannten damals keine Grenzen. Mit aller Macht sollte das Judentum ausgelöscht und dem Volk die griechischen Sitten aufgezwungen werden.

Letztlich verlor Jason sein Amt auf die gleiche Weise, wie er es auch selbst errungen hatte: durch Bestechung. Wie gut sein noch korrupterer Nachfolger Menelaus für diesen Posten geeignet war, ist in der Bibel eindeutig beantwortet: „Mit den königlichen Ernennungsurkunden kam er zurück. Sonst hatte er nichts an sich, was des hohepriesterlichen Amtes würdig wäre.“ Schließlich wurde Menelaus von einer aufgebrachten Menge gestürzt, obwohl er von „fast dreitausend Mann“ beschützt wurde. Möglich wurde das dadurch, dass der Anführer seiner Truppen „in Alter und Unverstand gleich weit fortgeschritten“ war und das Kunststück vollbrachte, mit einer schwer bewaffneten Armee gegen leicht bzw. gar nicht bewaffnete Menschen zu unterliegen.

Menelaus musste fliehen, kehrte aber später an der Seite des von Königs Antiochus nach Jerusalem zurück, der die Stadt eroberte, dabei achtzigtausend Juden tötete und den Tempel entweihte. Menelaus wurde einer der drei Befehlshaber, „die das Volk unterdrücken sollten.“ Wobei er sich „seinen Mitbürgern gegenüber noch herrischer aufführte als die anderen Befehlshaber; denn er hasste die jüdischen Bürger.“ Da er selbst Jude war, handelt es sich hierbei wohl um einen der ersten dokumentierte Fälle jüdischen Selbsthasses. Doch schließlich sollte er selbst Opfer einer Intrige werden und der König ließ ihn auf ungewöhnlich aufwendige Weise hinrichten: „Es gibt dort nämlichen einen fünfzig Ellen hohen Turm, der mit glühender Asche gefüllt ist. In ihm ist eine drehbare Maschine angebracht, die sich nach allen Seiten schräg zur Asche neigt. Wer des Tempelraubes schuldig ist oder ein anderes schweres Verbrechen begangen hat, den stoßen dort alle in den Tod.“ Auf Menelaus trafen sogar beide Vergehen zu, er hatte den Tempel beraubt und sich auch ansonsten vieler Verbrechen schuldig gemacht. Im Grunde war es noch ein Glück für ihn, dass man nur einmal hingerichtet werden kann.

(Fortsetzung folgt…)