Während sie noch feierten, braute sich für die Juden, die unter „den Völkern ringsum“ lebten, eine Katastrophe zusammen. Aufgrund des Erstarkens der Juden misstrauisch geworden, hatten die dortigen Herrscher beschlossen, „alle aus dem Stamm Jakobs, die bei ihnen wohnten, auszurotten“. Vielleicht hatten sich diese Monarchen nicht genug mit Judas beschäftigt und darum gedacht, ihre schiere Übermacht würde ausschließen, dass eine jüdische Armee den bedrängten Glaubensbrüdern zu Hilfe kommt. Doch genau so kam es. Mit dem Eiferer Judas an der Spitze, begannen nun Feldzüge gegen jedes einzelne dieser Völker, wobei er mit einer solchen Brutalität vorging, dass er zugleich Retter und Vernichter in einem wurde.

Bei den Beoniter ließ er Türme anzünden, in denen sich die Menschen versteckt hatten und in zwei Städten der Ammoniter ließ er die männliche Bevölkerung töten, bevor er sie plünderte und niederbrannte. Wobei es Andeutungen gibt, nach denen er so mit mindestens sechs weiteren Städten verfuhr. Auch ließ er ein großes Heiligtum niederbrennen, in dem sich hunderte Menschen aufgehalten hatte, und insgesamt in vielen eroberten Siedlungen keinen Stein auf dem anderen. Er ging ebenso erfolgreich wie brutal vor und konnte damit entscheidende Siege erringen. Wie erfolgreich er waren, kann man vielleicht am besten daran ablesen, dass sein großer Widersacher König Antiochus starb, als er davon erfuhr. Wobei das friedlicher klingt, als es in der Realität ablief. Bei seinem Versuch, Steuern für seinen Krieg gegen die Juden einzutreiben, war er in die Stadt Persepolis einmarschiert, um den Tempelschatz zu plündern. Doch die Einwohner der Stadt wehrten sich und besiegten die königlichen Truppen, woraufhin Antiochus auf unwürdige Weise fliehen musste.

Als er auf seinem hastigen Rückzug von den Rückschlägen in Judäa erfuhr, „geriet er in heftigen Zorn“ und schwor lautstark und während er auf seinem Streitwagen durch die Weiten Persiens eilte: „Sobald ich in Jerusalem bin, mache ich die Stadt zu einem Friedhof für alle Juden.“ Das hätte er vielleicht nicht sagen sollen, denn mittlerweile hatte der HERR sich entschlossen, seinem Volk aktiv beizustehen und so traf er König Antiochus direkt nach diesem Ausruf „ohne dass es jemand sehen konnte, mit einem Schlag, für den es keine Heilung gab.“ Antiochus sollte zu seinem Bedauern bald feststellen, dass dieser Schlag nicht sofort tötete, sondern ihn langsam und zu jedem Zeitpunkt schmerzhaft dahinraffte. Zuerst führte er zu „inneren Qualen“ und „unstillbaren Schmerzen“ in den Eingeweiden, bevor der König von seinem Streitwagen stürzte und sich dabei „alle Glieder seines Leibes verrenkte.“ Er lebte auch noch, als Würmer aus seinen Augen krochen, seine Haut verfaulte und sein Verwesungsgeruch seine Getreuen vertrieb. Als er selbst diesen Geruch, diese Schmerzen und die Würmer nicht mehr aushielt, wendete er sich an Gott und bot ihm an, die Stadt Jerusalem nun doch nicht in einen jüdischen Friedhof zu verwandeln, sondern in eine freie Stadt, in der die Juden ungestört ihren Glauben leben können.

Auch wollte er den Tempel mit neuen Schätzen befüllen, nachdem er ihn selbst geplündert hatte. Ja, er wollte sogar selbst Jude werden, um in der ganzen Welt vom HERRN zu berichten (und wohl auch, um diese unerträglichen Schmerzen loszuwerden). Er machte sich sogar daran, einen überaus verstörenden Brief zu schreiben, den er recht allgemein an „die Juden“ adressierte. Er wünschte darin „Freude, Gesundheit und Wohlergehen“ und schwelgte in Erinnerungen, die nie Realität gewesen waren, wenn er über die „Liebe, die Achtung und Hochschätzung“ schreibt, die ihm von den Juden immer entgegengebracht wurden. Außerdem „dankte er Gott“ dafür, „wenn es auch euch und euren Kindern nach Wunsch ergeht“, bevor er dieses Schriftstück des Wahnsinns mit der Hoffnung ausklingen ließ, „von der Krankheit zu genesen.“ Wenig überraschend sollte sich sein Optimismus in Sachen baldiger Genesung als falsch erweisen und so „endete also der Menschenmörder und Gotteslästerer fern seiner Heimat im Gebirge auf jämmerliche Weise, unter entsetzlichen Schmerzen, ganz wie er sie anderen zugefügt hatte.“

Auf ihn sollte sein Sohn als Herrscher folgen, sobald er alt genug war. Wobei sein freundlich-wahnhafter Brief nicht mal den Vormund des Kindes beeindruckte, weswegen es mit den Feindseligkeiten in einer Wucht weiterging, die die Juden nicht erwartet hätten. Immerhin hatte schon Antiochus ein Maß an enthemmter Gewalt an den Tag gelegt, das kaum zu überbieten schien. Zwar sind von seinem Sohn keine vergleichbaren Folterungen bekannt, doch dafür überzog er (bzw. sein Erzieher) das Land mit Krieg. Wofür eine Armee von 110.000 Soldaten, 5.300 Reiter, 300 Sichelwagen und 22 Elefanten zur Verfügung stand. Es kam zu wahren Eskalationen an Gewalt und Gegengewalt, da Judas jeden Angriff auf Juden mit blutigen Gegenschlägen beantwortete. Jeder sollte einen hohen Preis zahlen, der sein Volk attackierte – zugleich ließ er aber auch eigene Soldaten hinrichten, die sich bestechen ließen. Vor allem aber war er mit Vergeltungsaktionen beschäftigt.

Die Einwohner von Jafo etwa, hatten Juden in Schiffe gelockt und dann auf dem Meer versenkt. Daraufhin überfiel Judas den Hafen, zündeten alle Schiffe an und tötete jeden, der sich dort aufhielt. In einer anderen Hafenstadt, Jamnia, sollten die Juden auf die gleiche Art auf dem Meer umgebracht werden, woraufhin Judas die Flotte anzünden ließ. Auch die Stadt Kaspin wurde erstürmt und die Makkabäer „richteten in ihr ein unbeschreibliches Blutbad an, sodass ein See, der neben der Stadt lag, von dem Blut, das in ihn geflossen war, angefüllt zu sein schien.“ (Der Anlass war eher nichtig, denn die Bewohner hatten von ihren Mauern aus Gott gelästert und allgemein „unflätige Worte geschrien“). Bei der Eroberung einer Burg wurden zwanzigtausend Mann erschlagen, beim Sturm auf eine weitere Festung „über zehntausend Mann“ niedergemacht und in den Städten Karnajim und Efron verloren jeweils 25.000 Menschen das Leben.

Die Bedrohung durch den insgesamt recht unglücklich agierenden Sohn von Antiochus und dessen Vormund, wurde schließlich durch einen kühnen Vorstoß von Judas ausgeschaltet, der „mit den besten seiner jungen Krieger“ in das Feldlager der Invasoren eindrang und dort zweitausend Mann und einen Elefanten tötete. Das beschädigte die Moral der Soldaten so sehr, dass ein beachtlicher Teil von ihnen floh, wodurch die Gefahr durch diese Armee und den Sohn des Antiochus beziehungsweise seines Vormunds gebannt war.

Was aber nicht heißt, dass die Gefahr grundsätzlich gebannt war und wieder Frieden herrschte.

(Fortsetzung folgt…)