Im Vergleich zu den Feldzügen des Judas, waren die Kämpfe seines Vaters Mattatias eher wüste Wirtshausschlägereien gewesen. Mit seinen Anhängern zusammen schlich er zumeist in der Nacht durch die Siedlungen und Städte und sammelte Gleichgesinnte. Als sie auf immerhin sechstausend Mann angewachsen waren, begann der offene Widerstand. Erneut kam Judas in die Dörfer und Städte, doch jetzt nicht mehr, um Verbündete zu suchen, sondern um sie anzuzünden. Auf diese Weise vertrieb er viele Feinde der Juden und sorgte für Unsicherheit unter den Besatzern. Plötzlich mussten sie fürchten, für ihre Gräueltaten bestraft zu werden.
Judas entwickelte sich zu einem mutigen Anführer und gewieften Strategen und brauchte auch beides, da die Juden nun ununterbrochen belagert und bestürmt wurden. Kaum wurde eine feindliche Armee zurückgeworfen, sammelte sich schon eine weitere zur Attacke. Zu Beginn konzentrierte er sich vor allem auf die Bestrafung von Juden, die vom wahren Glauben abgewichen waren, was er mit dem Tod bestrafte – während die Gegenseite das Festhalten am Glauben mit dem Tod bestrafte, was die Juden in eine schreckliche Zwickmühle brachte. Doch seine Brutalität zeigte Erfolge und das Volk wendeten sich wieder dem Glauben zu.
Danach begann eine nicht enden wollende Zahl von Schlachten gegen Invasionsarmeen, die allesamt die wiedererwachte jüdische Nationalbewegung zerschlagen wollten. Wobei Judas bei der Verteidigung seiner Heimat oft wenig subtil von Gott unterstützt wurde. In einer Schlacht etwa „erschienen den Kämpfenden vom Himmel her fünf herrliche Reiter auf Gold gezäumten Pferden und stellten sich an die Spitze der Juden“ und in einer anderen „erschien ein Reiter in leuchtend weißem Gewand, der eine goldene Bewaffnung schwenkte.“
Es konnte auch vorkommen, dass „der, der alles überschaut, eine Erscheinung sichtbar werden ließ“, woraufhin die Feinde in Panik gerieten und „in wilder Flucht davonrannten.“ Mit solcher göttlicher Unterstützung ist es nicht mehr so überraschend, dass Judas dem Ansturm großer Heere widerstehen konnte. Wie unterlegen seine Truppen denen der Invasoren oft waren, zeigt sich auch daran, dass die jüdischen Soldaten vor einer der Schlachten fliehen wollten, weil die Übermacht des Feindes zu überwältigend war.
Judas stürzte sich allein in die feindlichen Schlachtreihen, um seine Soldaten zum Folgen zu zwingen
Judas hingegen beeindruckte das überhaupt nicht und er ließ seine Soldaten an einer Erkenntnis teilhaben, die kein Militärstratege so ohne Weiteres teilen würde: „Der Sieg im Kampf liegt nicht an der Größe des Heeres, sondern an der Kraft, die vom Himmel kommt.“ Und um jede Diskussion zu verhindern, stürzte er sich kurzerhand auf die feindlichen Truppen, was seinen Leuten keine andere Wahl ließ, als ihm zu folgen. Es wurde tatsächlich ein glorreicher Sieg, an dessen Abschluss achthundert Feinde tot auf dem Feld lagen und die Reste der geschlagenen Armee die Flucht ergriffen hatten.
Nun wurde es König Antiochus zu viel. Er wollte seinen Traum nicht aufgeben, dass alle Menschen in seinem Reich eine Religion haben und entschied, drei Dinge zu tun. Zum einen würde er die Juden wegen ihrer Rebellion vollständig vernichten, zum anderen würde er persönlich in Persien Steuern eintreiben, um seine Kriegskassen zu füllen und zum dritten ließ er ein noch größeres Heer gegen die Juden ziehen. Es wurde unter anderem von General Nikanor angeführt und umfasste vierzigtausend Mann (an anderer Stelle ist von 20.000 die Rede) und siebentausend Reiter. Als sie das Gelobte Land erreicht hatten, schien ihr Sieg so sicher, dass sich schon lokale Händler dem Tross anschlossen, die Fußfesseln mit sich führten, in denen sie die überlebenden Juden nach der Niederlage in die Sklaverei verkaufen wollten.
Erneut konnte Judas nur eine kleine Armee anführen, die zugleich schlecht bewaffnet war und darum in jeder Hinsicht hoffnungslos unterlegen schien. Das alles hinderte ihn nicht daran, den Feind mit einem Überraschungsangriff auf sein Feldlager zu attackieren. Weil seine Männer erneut Zweifel an seiner Strategie äußerten, versuchte er sich wieder an einer Rede: „Fürchtet euch nicht vor ihrer Übermacht! Denkt daran, wie unsere Väter im Roten Meer gerettet wurden, als der Pharao sie mit seinem Heer verfolgte.“ Nun war die Ausgangssituation hier und heute in wesentlichen Teilen völlig anders. Nicht zuletzt, weil weit und breit kein Meer in Sicht war, durch das man gerettet werden könnte. Doch irgendwie gelang es Judas erneut, sich durchzusetzen und es kam zu einem weiteren Überfall auf den Feind und einem großen Sieg, bei dem dreitausend Mann starben und der Rest floh.
Ein Jahr verging, bevor erneut eine Armee die Juden bedrohte, die abermals gewaltiger war als die zuvor und aus sechzigtausend Söldnern und fünftausend Reitern bestand. Auch sie wurde geschlagen, was den Juden eine Verschnaufpause ermöglichte, die sie nutzten, um ihren Tempel wieder zu weihen. Außerdem mussten sie die Natur zurückdrängen, denn im lange verödeten Gebäudekomplex wuchs Unkraut „wie in einem Wald oder Berg“ und einige Teile der Anlage waren schlicht verfallen und mussten erneuert werden. Nachdem die Renovierungen abgeschlossen waren, gab es eine große Feier und den Entschluss, dieses Fest nun jedes Jahr zu begehen. Doch schon bald richteten sich die Augen wieder auf die äußeren Feinde, die immer wieder nachzuwachsen schienen wie das Unkraut im Tempel.
(Fortsetzung folgt…)