Ahasja, der Sohn Ahabs, wurde König und starb schon nach kurzer Leidenszeit an den Folgen eines Sturzes. Er hatte den Propheten Elija noch an sein Krankenbett gerufen, der ihm aber nur mitteilte, dass er wegen seines fehlenden Glaubens an Gott nicht zu retten sei. Diese Abfuhr bezahlten übrigens hundertzwei Soldaten mit dem Tod, die zuvor vergeblich versucht hatten, den Propheten in den Palast zu zwingen und dabei von Gott verbrannt wurden.

Auch Elija selbst sollte bald sterben, allerdings hatte sich der HERR für ihn einen würdigeren Abgang überlegt, als im Haus zu stolpern und sich nicht mehr zu erholen. Ihn holte Gott „im Wirbelsturm in den Himmel“, wobei Elija gerade am Fluss Jordan in ein Gespräch vertieft war, als es passierte: „Während sie miteinander gingen und redeten, erschien ein feuriger Wagen mit feurigen Pferden und trennte beide voneinander. Elija fuhr im Wirbelsturm zum Himmel empor.“ Dass sich zuvor noch die Wasser des Jordan teilten, damit er trockenen Fußes von einer auf die andere Seite kam, rundete diesen beeindruckenden Abgang ab. (Er stieg damit lebend in den Himmel hinauf, verlor sein Leben kurioserweise aber Jahrhunderte später trotzdem noch, als er in anderer Gestalt auf die Erde zurückkehrte und die baldige Ankunft des Messias verkündete, bevor er verhaftet und enthauptet wurde. Doch dazu an anderer Stelle mehr.)

Vermutlich gibt es wenige Menschen, deren Abschied bei den Anwesenden so viel Eindruck hinterließ. In seinem Fall handelte es sich dabei um fünfzig Prophetenjünger und den Mann, mit dem er sich unterhalten hatte. Der hieß Elischa, war ebenfalls Prophet und sollte noch zu einem der umtriebigsten Männer der Israeliten werden, der die Zukunft der Königreiche Israel und Juda maßgeblich mitbestimmte. Dass Gott mit ihm etwas Besonderes vorhatte, zeigte sich unmittelbar nach dem Abschied von Elija, denn auf einmal teilte auch Elischa die Wasser des Jordan, womit eine solche Wasserteilung nun schon vier Mal passiert war, auch wenn nur die am Roten Meer weltberühmt wurde.

Elischa bewies außerdem eine erstaunliche Gleichmut, als ihm die fünfzig aufgeregten Propheten vorschlugen, „seinen Meister“ Elija zu suchen, nachdem dieser gerade auf so exzentrische Weise in den Himmel hinaufgestiegen war. Sie hatten offenbar noch nicht begriffen, was da passiert war und mutmaßten: „Der Geist des HERRN könnte ihn fortgetragen und auf einem der Berge oder in einem der Täler niedergesetzt haben.“ Da Elischa wusste, dass das nicht stimmte, widersprach er: „Schickt niemanden.“

Ein Prophet, der Eisen auf dem Wasser schwimmen lassen kann

Die Propheten bestanden aber darauf, die Suche unbedingt durchzuführen und Elischa musste nun überlegen, ob er ihnen noch mal die schiere Vergeblichkeit ihres Plans erklärte oder nicht. Er entschied sich schließlich dafür, keine Lust auf diese Diskussion zu haben und meinte schlicht: „Schickt sie also hin.“ So suchten die Propheten und fanden den alten Propheten Elija nicht, obwohl sie drei Tage gesucht hatten. Als sie schließlich erschöpft und enttäuscht vor Elischa traten und ihm mitteilten, dass ihre Suche erfolglos geblieben war, meinte dieser knapp: „Hab ich euch nicht gesagt: Ihr sollt nicht hingehen?“

Er entwickelte sich zum wichtigsten Propheten und vollbrachte Wunder der verschiedensten Art. So ließ er verunreinigtes Quellwasser rein werden, Eisen auf einem Fluss schwimmen und erweckte sogar ein totes Kind wieder zum Leben. Er führte auch eine feindliche Armee wie hypnotisiert in die Hände ihrer israelitischen Feinde und wurde vor und während verschiedener Kriege zurate gezogen, wobei er den Königen Israels gegenüber immer abweisend war, da sie den Bund mit dem HERRN vernachlässigten.

Geradezu verstörend ist hingegen, wie sein Aufeinandertreffen mit zwei „jungen Burschen“ verlief, die ihn als Kahlkopf verspottete. Offenbar tief gekränkt verfluchte er sie im Namen des HERRN, woraufhin zwei Bären aus dem nahen Wald kamen und die beiden vorlauten jungen Leute töteten – und wo sie schon da waren, gleich noch vierzig weitere „junge Leute“ zerfleischten. Vermutlich standen ihm diese „jungen Leute“ grinsend und mit wallenden langen Haaren gegenüber, sodass die Gesamtsituation auf Elischa besonders bedrückend wirkte. Trotzdem ist Massenmord keine souveräne Reaktion darauf, Kahlkopf genannt zu werden.

Währenddessen kamen und gingen die Könige in Juda und Israel, wobei die in Israel weiterhin keine Gelegenheit ausließen, Gott zu erzürnen. Es ging mit dem Abfall vom Glauben so weit, dass schon zwischen den Herrschern unterschieden wurde, die taten, „was böse war in den Augen des HERRN“ und denen, über die es hieß: „Doch trieb er es nicht so schlimm wie sein Vater und seine Mutter.“ Wobei die Einwohner des Königreichs Israel dafür einen hohen Pries zahlten. Während einer Belagerung ihrer Hauptstadt Samaria kam es sogar zu Fällen von Kannibalismus, was immer ein ernsthaftes Zeichen dafür war, dass der HERR verstimmt ist. Aber auch, wenn das Königreich Juda sich mehr um die Treue zum einen Gott bemühte, war auch dieses nicht frei von Glaubensabfall.

Als wichtigster Prophet ließen diese Entwicklungen Elischa natürlich nicht gleichgültig und so griff er massiv in die Machtpolitik der beiden Reiche ein. Die folgenreichste Intervention bestand sicherlich darin, dass er einen König Israels bestimmte, während es noch einen amtierenden König gab. Dafür hatte er sich den jungen Jehu auserwählt, der sich als erstaunlich guter und kompromissloser Stratege herausstellte. Als er mit seiner Truppe den noch amtierenden König Israels bedrohte, kam es zu einer Begegnung auf offenem Feld, an der durch Zufall auch der König Judas teilnahm. Am Ende dieses Aufeinandertreffens waren beide Monarchen tot und Jehu Herrscher Israels.

Nun ließ er alle Söhne des gefallenen israelischen Monarchen (immerhin siebzig) ermorden und sich deren Köpfe in Körbe gebettet zuschicken. Auch die beiden Brüder des judäischen Königs ließ er umbringen und mit ihnen noch vierzig Getreue. Nicht besser erging es den Priestern des Baal, die er unter einem Vorwand im Baal-Tempel versammeln ließ, wo sie von seinen Soldaten allesamt erschlagen wurden, bevor sie den Baal-Tempel niederrissen. Doch auch wenn Jehu mit tödlicher Gewalt dem wahren Glauben wieder zu mehr Geltung verschafft hatte, blieb seine Reinigung des Landes von Götzenbildern rätselhafterweise unvollendet. So verzichtete er aus keinem bekannten Grund darauf, die beiden Goldenen Kälber zu entsorgen, die weiterhin zum Glaubensabfall verführten.

Wenn der Machtinstinkt über den Familiensinn siegt, wird es blutig

Doch insgesamt war er aus der Sicht des HERRN der erste Lichtblick-König Israels seit langer Zeit. In Juda hatte der überraschende Doppeltod der Könige ebenfalls für enorme Veränderung gesorgt. Atalja, die Mutter des ermordeten Königs, wurde nun selbst Königin und rottete die ganze Nachkommenschaft der königlichen Familie aus, um keine Konkurrenz fürchten zu müssen. Dass es sich dabei zumeist um Verwandte von ihr selbst handelte, schien sie nicht zu stören. Doch ein Sohn des toten Königs mit Namen Joasch konnte erfolgreich versteckt werden und übernahm Jahre später im Handstreich den Thron. Es überrascht wenig, dass seine erste Amtshandlung in der Ermordung Ataljas (bzw. seiner Großmutter) bestand.

Erwähnenswert ist bei all dem wohl, dass Joasch erst sieben Jahre alt war, als er den Thron bestieg. Wobei er immerhin vierzig Jahre regieren sollte und damit eine Kontinuität mitbrachte, die längst als verloren galt. Außerdem tat er dabei, „was dem HERRN gefiel.“ Gab es also Hoffnung, dass die Stärke der salomonischen Zeit zurückkehrt? Wenn es sie gab, wurde sie jedenfalls brutal zunichtegemacht, als Joasch von seinen eigenen Leuten ermordet wurde. Die Regentschaft seines Sohnes verlief danach ebenso turbulent wie unglücklich. Er zettelte einen Krieg gegen Israel an, verlor ihn, geriet kurzzeitig in Gefangenschaft und musste zusehen, wie das Königreich Israel den Tempel des HERRN plünderte. Schließlich wurde er gestürzt, entkam seinen Gegnern aber gerade so, nur um auf der Flucht doch noch erschlagen zu werden.

In Israel wiederum folgte auf Jehu, dem mit den vierzig Körben mit den vierzig Köpfen enthaupteter Männer, ein König, der tat, „was böse war in den Augen des HERRN“, woraufhin es Gott reichte und er diesem Land die Unabhängigkeit nahm. Israel wurde zu einem Teil des Königreichs Aram, bevor der HERR dem Volk half, diese Fremdherrschaft wieder abzuschütteln. Doch selbst das sorgte nicht für die Rückkehr zum Glauben, womit die Bewohner Israels womöglich die letzte Gelegenheit vertan hatten, zum HERRN zurückzukehren. Der nächste König war es, der den Tempel Gottes in Jerusalem plünderte, nachdem er den Krieg gegen Juda gewonnen hatte, was sicherlich auch nicht als Ausdruck von tiefem Glaubenseifer verstanden werden konnte.

In jener Zeit starb schließlich auch Prophet Elischa, dessen Einmischungen in die Machtkämpfe beider Königreiche letztlich keinen Erfolg hatten und vielleicht sogar für noch mehr Unruhe gesorgt hatten. Er machte aber noch über seinen Tod hinaus von sich reden. Ein Leichnam musste eilig ins Grab geworfen werden, weil die Trauergemeinde von feindlichen Truppen überrascht wurde, in dem schon die sterblichen Überreste Elischas ruhten. Nun musste der Leichnam die Gebeine des Propheten nur berühren und schon kehrte das Leben in den Mann zurück, der daraufhin aus dem Grab stieg und sein Leben weiterlebte. Trotz dieser beeindruckenden Geschichte ist weder sein Name noch sonst etwas über ihn bekannt. Auch ist nicht überliefert, warum niemand auf die Idee kam, die bemerkenswert heilsamen Knochen des Propheten Elischas in die eigene Hausapotheke aufzunehmen.

In Juda bestieg der erst sechzehnjährige Asarja den Thron und sollte mehr als ein halbes Jahrhundert lang regieren. Wobei er zugleich ein tragischer Herrscher war, denn Gott hatte ihn mit Aussatz bestraft, ohne dass es einen schwerwiegenden Vorfall gegeben hatte. Darum lebte Asarja isoliert im Palast, während im Grunde sein eigener Sohn Jotam als inoffizieller Herrscher „die Bürger des Landes regierte“. In all den Jahren der Regentschaft Asarja wechselten die Könige Israels zum Teil in irritierender Geschwindigkeit. Der Sohn Jerobeams regierte nur sechs Monate, hieß Secharja und wurde in aller Öffentlichkeit ermordet und durch den Verschwörer Schallum ersetzt, der sogar nur vier Wochen durchhielt, bevor Menahem auf ihn folgte, der ihn zuvor erschlagen hatte.

Er regierte immerhin zehn Jahre, tat aber, „was böse war in den Augen des HERRN“, womit nicht mal die Vernichtung einer ganzen Stadt gemeint ist, deren Einwohner er töten ließ und dabei besonderen Wert darauf legte, dass den Schwangeren die Bäuche aufgeschlitzt wurden. Sein Sohn hielt sich wiederum nur zwei Jahre, bevor er erschlagen wurde und Pekach übernahm, der es auf zwanzig Jahre brachte. Da es längst eine verheerende Tradition zu sein schien, die Macht mit Gewalt an sich zu reißen, fiel der Verschwörer Pekach selbst einer Verschwörung zum Opfer, an deren Ende er tot auf dem Boden lag und Hoschea auf dem Thron saß.

Zu jener Zeit ging auch die gefühlt ewige Regentschaft des Königs Asarja in Juda zu Ende, wobei sie auf gewisse Weise jetzt nur offiziell an seinen Sohn Jotam überging, der ohnehin über Jahrzehnte hinweg als heimlicher König für seinen isolierten Vater regiert hatte. Nach sechzehn weiteren Jahren, in denen Jotam „tat, was dem HERREN gefiel“, ging die Macht mit seinem friedlichen Tod an seinen Sohn Ahas über, der schließlich ohne Not und Grund, „den Wegen der Könige von Israel“ folgte. Nichts am ruinierten, desolaten und von Umstürzen erschütterten Königreich Israel sollte einen dazu bringen, seinen Weg einzuschlagen und doch tat Ahas genau das: „Er ließ sogar seinen Sohn durch das Feuer gehen und ahmte so die Gräuel der Völker nach, die der HERR vor den Israeliten vertrieben hatte.“

Das Königreich Israel hört für immer auf zu existieren

Das Königreich Israel bedankte sich dafür übrigens, indem es mit dem verbündeten Königreich Aram das Königreich Juda angriff und Jerusalem belagerte. Ahas bat ebenfalls eine befreundete Macht um Hilfe, was zeigt, wie tief damals die Spaltung innerhalb des einen Volkes ging. Es waren zwei Völker, die gegeneinander kämpften und sich mit anderen Völkern gegen ihre eigenen Brüder zusammentaten. Ahas hatte dabei das bessere Händchen, denn sein Verbündeter besiegte den Verbündeten Israels und ließ deren König hinrichten, womit sich die Bedrohung Jerusalems erst einmal erledigt hatte. Ahas ließ sodann aus Dankbarkeit einen Altar für den Gott seines Verbündeten nachbauen und gab seinen Priestern die Anweisung, künftig auf diesem Opfer darzubringen und nicht mehr auf dem des israelitischen Gottes.

Das Königreich Israel brachte zur gleichen Zeit seinen Niedergang zum konsequenten Abschluss und wurde erobert und hörte damit auf, zu existieren. Der siegreiche König von Assur „verschleppte die Israeliten“ in sein eigenes Reich und siedelte sie dort an. Umgekehrt ließ der siegreiche König andere Völker auf dem Gebiet des bisherigen Königreichs Israel ansiedeln. Nüchtern und in einem Satz stellt die Bibel zu diesen dramatischen Ereignissen fest: „So wanderte Israel aus seinem Land weg in die Verbannung nach Assur und blieb dort bis zum heutigen Tag.“ Das Königreich Israel war damit Geschichte, aber es gab ja noch immer Juda, wo gerade ein König angefangen hatte, auf dem Altar fremder Götter seine Opfer darzubringen. Wie ging es mit diesem Reich weiter?

(Fortsetzung folgt…)