Auch wenn Josua einen Großteil des Landes erobert hatte, war die Besiedlung noch nicht abgeschlossen. Deswegen kam es nach seinem Tod zu weiteren Feldzügen, die zumeist gewohnt erfolgreich und gewohnt brutal verliefen. Einem gefangenen König wurden dabei die Daumen und Zehen abgehackt, bevor er starb und im nächsten Schritt Jerusalem niedergebrannt wurde.
Zwar hatte Gott den Jordan geteilt, damit die Israeliten trockenen Fußes hinübergelangten, und auch in Kanaan selbst hatte er aktiv in die Kämpfe eingegriffen, indem er Steine vom Himmel warf, aber das reichte den von Wundern verwöhnten Israeliten offenbar nicht.
Deswegen war es eine der größten Sorgen der Älteren, ob die Jüngeren den Glauben an Gott weiter so pflegen werden, wie es im Bund ausgemacht war. Bald schon sollte sich herausstellen, dass sie sich diese Sorgen vollkommen zu Recht machten. Sie hatten immer gewarnt, dass Gott es nicht dulden wird, wenn die Israeliten sich mit den anderen Völkern vermischen oder deren Götter anbeten werden. Die Jungen taten beides und das mit einer solchen Begeisterung, dass Gott die Israeliten von ihren Feinden besiegen ließ.
Das Volk tanzt um Goldene Kälber und bezahlt dafür mit seiner Freiheit
Er setzte Richter ein, die ein religiöses Bewusstsein im Volk verankern sollten, doch die Israeliten „gehorchten auch ihren Richtern nicht, sondern hurten anderen Göttern hinterher und warfen sich vor ihnen nieder.“ Es schien so, als würden die Israeliten nicht mehr nur um ein Goldenes Kalb tanzen, sondern um eine ganze Herde Goldener Kälber.
Moses hätte in so einem Fall sofort den nächstbesten Berggipfeln bestiegen und diesen vierzig Tage und Nächte nicht mehr verlassen, bevor er von Gott die Zusage bekommen hat, dass er das Volk für diesen Frevel nicht vernichtet. Doch unter den Israeliten gab es keinen mehr vom Kaliber eines Moses.
Zwar verzichtete der HERR von allein darauf, das Volk auszulöschen und mit einer einzigen auserwählten Person wieder von vorne zu beginnen, doch er bestrafte es trotzdem hart. Die Israeliten, die sich aus der Sklaverei befreit hatten und nach Kanaan gekommen waren, um frei in ihrem eigenen Land zu leben, wurden unterworfen und mussten acht Jahre lang einem fremden Herrscher dienen, bevor sie ihren Peiniger abschütteln konnten, nur um in einem weiteren Fall sogar achtzehn Jahre lang unterdrückt zu werden.
Immer mehr Helden müssen Israel retten
Erst der erfolgreiche Tyrannenmord durch einen Israeliten befreite sie aus dieser Lage, wobei die Diener des feindlichen Königs ihn nicht retten konnten, da sie aufgrund seiner abgeriegelten Privatgemächer vermuteten: „Sicher verrichtet er in der kühlen Kammer seine Notdurft.“ In Wahrheit lag ihr Monarch mit einem Dolch im Bauch auf dem Boden und schon bald sollten knapp zehntausend seiner Männer ebenfalls tot auf dem Boden liegen, nachdem der israelitische Attentäter mit einer Armee zurückkehrte und die Schlacht gewann.
Trotzdem war die Lage der Israeliten bei weitem nicht so gesichert, wie man aufgrund all der erfolgreichen Feldzüge vermuten würde, weswegen nun in schöner Regelmäßigkeit Helden auftauchen, über die es zum Teil nur lapidar heißt: „Auch er rettete Israel.“
Fortsetzung folgt…