Nun blieb nicht mehr viel zu tun. Moses segnete das Volk, bevor er vom Berggipfel aus das Land auf der anderen Seite des Flusses bestaunen durfte. Gott selbst war anwesend und zeigte ihm die verschiedenen Teile Kanaans, bevor er ein wenig überflüssig betonte: „Hinüberziehen wirst du nicht!“ Moses hatte sich damit abgefunden, legte sich zum Sterben hin und schaute womöglich noch so lange nach Kanaan hinüber, bis sein Blick brach.

Es bleibt das Gefühl zurück, dass Gott an dieser Stelle nicht die Größe gezeigt hatte, die gegenüber seinem treuen Diener möglich gewesen wäre. Immerhin hatte Moses sich nie beirren lassen, sondern sich stets für den HERRN und seine Gebote eingesetzt. Er wurde dafür mehrmals fast gesteinigt (immer von den eigenen Leuten, nie von Fremden) und im Verlaufe der vier Jahrzehnte auf Wanderschaft von den Israeliten immer wieder auf das Übelste beschimpft.

Der sonderbarste Prophet von allen

So verloren also die Israeliten an jenem Tag ihren sonderbarsten Propheten. Er hatte einen ägyptischen Namen, wuchs unter Ägyptern auf und floh als junger Mann aus dem Land, womit der Kontakt zu den anderen Israeliten endgültig abbrach. Dennoch wurde er von Gott zum Anführer des Sklavenaufstands gemacht und blieb auch in dieser Rolle erstaunlich widersprüchlich. Er war gottesfürchtig und hatte trotzdem nichtjüdische Frauen, er war kein guter Redner und doch konnte er den HERRN von manch düsterem Plan abbringen und er forderte Gnade für das Volk, während zugleich kein Feind so viele Israeliten auf dem Gewissen hatte, wie er selbst.

Darum heißt es zu seinem Ableben auch ebenso knapp wie richtig: „Niemals wieder ist in Israel ein Prophet wie Moses aufgetreten.“ Doch Gott hatte die Nachfolge längst geregelt, weswegen das Volk unter dem jungen Josua in Kanaan eintraf.

Fortsetzung folgt…