Vor dem letzten Abendmahl fragen die Jünger, wo sie dieses einnehmen wollen, und Jesus weist zwei von ihnen an, in der Stadt einem Menschen zu folgen, der als Erkennungszeichen einen Wasserkrug trägt. Nun dürfte ein Wasserkrug neben Sandalen, Körben und Kopfbedeckungen vermutlich zu den häufigsten Anblicken in Jerusalem gehört haben. Doch irgendwie erkannten sie ihren Wasserkrugträger tatsächlich und folgten ihm in das Haus seines Meisters, den sie wiederum fragten, wo der Raum für das Fest sei.

Dieses befand sich im Obergeschoss, wo die dreizehn Männer später zusammenkamen. Es war an diesem Ort, an dem Jesus erstmals das Brot brach und seinen Jüngern mit den Worten „Das ist mein Leib“ zu essen gab, bevor er mit der Erklärung „Das ist mein Blut“ allen Wein einschenkte und damit die erste heilige Kommunion durchführte, die seitdem und bis heute in christlichen Gottesdiensten auf der ganzen Welt wiederholt wird.

Die Ereignisse in Getsemani werden im Markus-Evangelium anders beschrieben als in dem von Matthäus, wobei das Verhalten der Jünger hier noch weniger nachvollziehbar ist. Als Jesus für kurze Zeit von Angst erfasst wird, schlafen sie ein, statt wach zu bleiben und zu beten. Jesus bittet seinen Vater im Himmel, dass er sich diesen ganzen Plan mitsamt Kreuzigung und Auferstehung nochmal überlegen sollte: „Nimm diesen Kelch von mir!“

Er ärgerte sich danach über seine schlafenden Begleiter, weckte und ermahnte sie und ging erneut beten, nur um sie danach wieder schlafend vorzufinden. Dieses Schauspiel wiederholte sich auch ein drittes Mal und womöglich wäre es auch noch ein viertes, fünftes oder sechstes Mal geschehen, wenn nicht ein entscheidendes Ereignis dazwischengekommen wäre: „Die Stunde ist gekommen; siehe, jetzt wird der Menschensohn in die Hände der Sünder ausgeliefert.“

Judas trat mit bewaffneten Männern zu ihm und küsste ihn, da er zuvor mit seinen Begleitern ausgemacht hatte: „Der, den ich küsse, der ist es.“ Es kam zum kurzen Aufflammen von Widerstand unter den Jüngern, der im abgeschlagenen Ohr des Dieners des Hohepriesters Höhe- und Endpunkt zugleich fand. Wobei Jesus in diesem Evangelium nicht eingriff und darum auch nicht seine berühmten Worte sprach: „Wer zum Schwert greift, wird durch das Schwert umkommen“.

Stattdessen begriff der Jünger, dessen Name nicht genannt wird, selbst, dass sein kleiner Aufstand vergeblich war. Also floh er mit allen anderen Jüngern, was Jesus hoffentlich schon erwartet hatte, da er sonst über so wenig Unterstützung sicherlich schwer enttäuscht gewesen wäre. Bevor der Messias abgeführt wurde, folgt bei Markus noch eine Beobachtung, die wegen ihrer Skurrilität auffällt. Ein junger Mann nämlich, der (aus welchen Gründen auch immer) anwesend war und (aus ebenfalls welchen Gründen auch immer) nur ein „leinendes Tuch“ trug, wollte zu Jesus stehen und weigerte sich darum, zu gehen. „Da packten sie ihn: Er aber ließ das Tuch fallen und lief nackt davon.“

Womit er übrigens für den zweiten und letzten Akt des Widerstandes gegen die Verhaftung des Jesus sorgte.

(Fortsetzung folgt…)