Es fällt auf, dass bei Markus die Geburt und somit auch die Sterndeuten, die Flucht nach Ägypten und der Mord an den Kindern durch König Herodes nicht erwähnt werden. Bei ihm fängt die Erzählung mit Johannes dem Täufer an, dessen Vorliebe für Heuschrecken mit Honig auch hier bestätigt wird. Nachdem er Jesus getauft hatte, erschien die Taube und eine Stimme „aus dem Himmel“ sprach: „Du bist mein Sohn, an dir habe ich mein Wohlgefallen.“

Doch fällt hier eine deutlich nüchternere Sprache auf, die weniger zur Ausschmückung als zur Verknappung neigt. Im Wesentlichen gleichen sich aber die Erzählungen von Matthäus und Lukas, auch wenn Matthäus mehr Liebe für kleine Details aufbrachte und auch insgesamt ein ausführlicheres Werk ablieferte. So fehlt bei Markus neben der gesamten Geburtsdramatik unter anderem auch die Bergpredigt.

Dafür wird in diesem Evangelium stärker betont, wie viel Zulauf Jesus als Heiler hatte. Immer wieder gibt es Bemerkungen wie „die ganze Stadt war vor der Haustür versammelt“. Manchmal waren es sogar so viele, dass Jesus und seine Anhänger „nicht einmal mehr essen konnten“ und weitere Kranke kurzerhand über das Dach zu ihm hinuntergereicht wurden. Mehr als einmal musste er sogar evakuiert werden, „damit er von den Menschen nicht erdrückt“ wird. In einem Fall gelang die Flucht nur über ein Boot, das ihn auf einen See hinausfuhr.

Deutlich anders, und ausnahmsweise ausführlicher, erzählt Markus die Geschichte rund um die Dämonen, die in die Schweineherde fahren. Wo es sich bei Matthäus noch um zwei gewöhnliche Besessene handelte (soweit man das im Falle von Besessenheit sagen kann), spricht Markus nur von einem, der außerdem in Grabstätten hauste und nicht mal von Fesseln und Ketten zurückgehalten werden konnte. Markus legte ihm einen bis heute berühmten Satz in den Mund: „Mein Name ist Legion, denn wir sind viele.“ Ausgesprochen vom Dämon im Besessenen, als Jesus wissen will, mit wem er es hier eigentlich zu tun hat.

Schließlich bat der Dämon, in die Herde von Schweinen fahren zu dürfen, die ganz in der Nähe die letzten Augenblicke eines unbesessenen Lebens lebten. Jesus erlaubte es ihnen, woraufhin kurz darauf alle knapp zweitausend Tiere jämmerlich im See ertranken, weswegen die Anwohner Jesus baten, doch bitte weiterzuziehen, da sie über den Verlust ihrer Lebensgrundlage nicht erfreut waren.

(Fortsetzung folgt…)