Obwohl Jesus so viel über seinen baldigen Tod gesprochen hatte, und über zwölf bzw. noch elf Jünger verfügte, hatte sich überraschenderweise niemand Gedanken über seine Beerdigung gemacht. Darum musste ein Fremder mit Namen Josef bei Pilatus darum bitten, den Leichnam bestatten zu dürfen. Ihm wurde dieser Wunsch gewährt und so legte er den toten Jesus in ein Felsengrab, das er eigentlich für sich selbst hatte anlegen lassen. „Er wälzte einen großen Stein vor den Eingang des Grabes und ging weg“, was gleich in doppelter Hinsicht stimmt, denn er wird in der Bibel danach nie mehr erwähnt.
Weil die Hohepriester befürchteten, dass die Jesus-Anhänger den Leichnam stehlen und behaupten könnten, er sei von den Toten auferstanden, verlangten sie wiederum von Pilatus, dass Wachen vor dem Felsen aufgestellt werden. Der Römer, für den es sich hier vermutlich um das Gezänke rivalisierender Sekten handelte, gab auch ihrem Wunsch nach, woraufhin vor dem Felsengrab bewaffnete Wächter Aufstellung bezogen.
All das sollte natürlich nichts nützen, als am dritten Tag die Prophezeiung wahr wurde und sich mit einem Erdbeben ankündigte. Als dann auch noch ein Engel vom Himmel kam, dessen Aussehen wie ein Blitz und dessen Gewand wie weißer Schnee war, und mühelos den Stein zur Seite schob, der das Grab verschlossen hatte, „waren die Wächter wie tot“. (Nachdem sie sich aus der Schockstarre erholt hatten, eilten sie zu den Hohepriestern und berichteten, was vorgefallen war. Diese bestachen sie daraufhin, damit sie behaupten, die Jünger hätten den Leichnam gestohlen, was einen ebenso kurzsichtigen wie aussichtslosen Vertuschungsversuch darstellte, der aber immerhin die Wächter reich machte.) Womöglich auch, weil es kaum vorstellbar ist, dass jemand wie ein Blitz aussieht. Als schließlich die beiden treuen Marias in die Höhle traten, war sie leer.
Bald darauf sollten sie Jesus aber begegnen, als sie die Jünger über diese wundersamen Geschehnisse unterrichten wollten – wobei sich die Frage stellt, weswegen die Jünger selbst nicht am Kreuz und später vor dem Grab ausgeharrt hatten, sondern nun aus zweiter Hand von all den übernatürlichen Geschehnissen erfahren mussten. Jesus hatte ihnen doch ziemlich genau mitgeteilt, was nach seiner Kreuzigung passieren wird, und trotzdem hatte sich keiner von ihnen am Grab eingefunden. Die beiden Frauen aber wurden auf ihrem Weg von niemand geringerem, als eben jenem Jesus überrascht, womit sie die ersten Menschen waren, die seine Auferstehung tatsächlich bestätigen konnten. Was sagt man denn, wenn man erstmals nach seinem eigenen Tod und der Auferstehung auf Menschen aus dem „früheren“ Leben trifft? Jesus entschied sich für eine recht bescheidene Lösung: „Seid gegrüßt!“ Außerdem sollten die beiden Marias den Jüngern von ihm ausrichten, dass er sie auf einem bestimmten Berg in Galiläa erwartet.
Als die Jünger dort eintrafen und Jesus erblickten, fielen sie auf die Knie und Petrus hoffte vermutlich, dass nicht mehr über seine dreifache Verleugnung gesprochen wird (womit er Recht haben sollte). Diese Begegnung verlief ohne viele persönliche Worte, ja eigentlich sogar ganz ohne, und vielleicht lag das auch an einer gewissen Enttäuschung des Auferstandenen, dass sich wirklich keiner seiner Jünger vor dem Felsen eingefunden hatte. Auch dass die Beerdigung nicht von ihnen organisiert wurde, dürfte ihm nicht entgangen sein. Jedenfalls verlief die Begegnung eher wie eine Strategiebesprechung, in deren Verlauf sich übrigens herausstellte, dass sich die Zielgruppe radikal erweitert hatte. Es ging nicht mehr länger darum, nur die Juden vom rechten Weg zu überzeugen: „Geht und macht die Völker zu meinen Jüngern; tauft sie im Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes.“
(Fortsetzung folgt…)