Jedes weiß, dass Jesus auf einem Esel nach Jerusalem hineinritt. Dass es sich dabei um ein Tier handelte, dass seine Jünger kurz davor eilig gestohlen hatten, ist da schon weniger bekannt. Sie banden die Eselin (und ihr Fohlen, das beeindruckend unauffällig den ganzen kommenden Triumphmarsch mittrotten sollte) los und hätte sie jemand bei ihrem Diebstahl ertappt, hätten sie ihm erklärt: „Der Herr braucht sie, er lässt sie aber bald zurückbringen.“ Jesus selbst hatte ihnen diese Antwort empfohlen.

Doch sie wurden nicht erwischt und so ritt Jesus auf der Eselin in die Stadt und wurde von den Menschen gefeiert, die „Hosanna“ riefen und „Gesegnet sei er, der kommt im Namen des Herrn!“ Jesus bewegte sich in einem gemächlichen Tempo auf ein Ziel hin: den Tempel.

Nachdem er dort abgestiegen war (und irgendwer hoffentlich Wort hielt und die beiden Esel zurückbrachte), geriet er in große Wut und vertrieb dort die Händler und warf die Tische der Geldwechsel um, bevor er mit erstaunlich ruhiger Stimme erklärte: „Es steht geschrieben: Mein Haus soll ein Haus des Gebets genannt werden. Ihr aber macht daraus eine Räuberhöhle!“

Anschießend eilte er in den Tempel, wo er von Kranken umlagert wurde, die er heilte. Als Kinder anfingen, ebenfalls „Hosanna“ zu rufen und die Hohenpriester und Schriftgelehrten Jesus das zum Vorwurf machen wollten, entgegnete er ihnen: „Habt ihr nie gelesen: Aus dem Mund der Kinder und Säuglinge schaffst du dir Lob?“ Er wartete ihre Entgegnung nicht ab, sondern „ging aus der Stadt hinaus nach Betanien; dort übernachtete er.“

Auch wenn sein Einzug in Jerusalem ein Erfolg war, scheint die Anspannung nicht spurlos an Jesus vorbeigegangen zu sein. Als er am nächsten Morgen die Früchte eines Feigenbaums essen wollte, aber an ihm keine fand, verfluchte er den Baum kurzerhand „und der Feigenbaum verdorrte auf der Stelle.“ Erneut tauchte er im Tempel auf, wo ihn seine Gegner schon wieder mit Fragen in Fallen locken wollte. Wer ihm eigentlich die Vollmacht gegeben habe, so aufzutreten, wollten sie wissen.

Er würde ihnen die Antwort geben, wenn sie ihm zuvor sagten, ob Johannes der Täufer vom Himmel oder von den Menschen stammt. „Wir wissen es nicht“, gaben sie ehrlicherweise zurück, woraufhin Jesus konterte: „Dann sag auch ich euch nicht, in welcher Vollmacht ich das tue.“

(Fortsetzung folgt…)