Nach einer Weile entschied Jesus, weiterzuziehen und sich langsam dem Herzstück zuzuwenden: Jerusalem. Er reiste darum von Galiläa nach Judäa und zog weiterhin viele Menschen an, die er unermüdlich heilte. Er bezeichnete Kinder und „Menschen wie sie“ als jene, denen das Himmelreich gehört, während es Reiche schwer haben würden, dorthin zu gelangen. Ja, die Wahrscheinlichkeit sei sogar größer, dass ein Kamel durch ein Nadelöhr gehe, als dass das passiert.

Während dieses Teils der Reise kam es zu einer Verstimmung unter den Jüngern, weil sich die Mutter der Fischer Jakobus und Johannes, die als zweites von Jesus ausgewählt wurden, an Jesus wandte und eine ziemlich ambitionierte Bitte äußerte: „Versprich, dass meine beiden Söhne in deinem Reich rechts und links neben dir sitzen dürfen!“ Auch wenn sich Jesus recht bald damit aus der Verantwortung zog, dass sein Vater – also Gott – für die Sitzreihe in jener besseren Welt verantwortlich sein wird, ärgerte dieses Vorpreschen die anderen Jünger. Es ärgerte sie sogar so sehr, dass Jesus die Gemüter mit einem Gleichnis beruhigen musste, auch wenn dieses letztlich nicht direkt auf diesen Vorfall zu passen scheint. Im Gleichnis ging es jedenfalls darum, dass Diener sein soll, wer groß sein möchte und dass Sklave sein muss, wer Erster sein möchte.

Die wirklich erbitterten Auseinandersetzungen fanden aber erneut und weiterhin mit den Pharisäern statt, wobei diese an Schärfe zunahmen, je näher Jesus Jerusalem kam. „Darf man eine Frau aus jedem beliebigen Grund aus der Ehe entlassen?“, wollten sie wissen, womit sie aber vor allem bewiesen, dass sie die Bergpredigt nicht gehört hatten. Dort hatte Jesus sich eindeutig zu dieser Frage positioniert und sogar eine härtere Haltung eingenommen als die Pharisäer selbst, die nicht gerade für ihre liberalen Grundwerte bekannt waren.

Jesus entgegnete, dass Mann und Frau nach der Eheschließung „ein Fleisch“ werden, wie es Gott gewollt habe und was „Gott verbunden hat, das darf der Mensch nicht trennen.“ Nun witterten die Pharisäer ihre Chance und erinnerten daran, dass Moses es anders gesehen hatte und den Männern vorschrieb, Frauen unter bestimmten Bedingungen aus der Ehe zu entlassen und ihnen dafür eine Scheidungsurkunde auszustellen. Daraufhin kam eine Antwort, die ein wenig ungerecht und wohl genau deswegen besonders verletzend war: „Nur weil ihr so hartherzig seid, hat Moses euch gestattet, eure Frauen aus der Ehe zu entlassen. Am Anfang war das nicht so.“

Doch mit dieser Rücksichtnahme sei nun Schluss, weswegen als einziger Trennungsgrund die Unzucht erlaubt sei. Jeder, der sich dennoch auf die „Moses-Scheidung“ berufe, begehe zwangsläufig mit seiner neuen Frau Ehebruch, da er vor Gott nicht rechtmäßig von seiner früheren Frau geschieden sei und darum keine neue haben dürfe. Allerdings zeigten sich sogar seine Jünger ein wenig besorgt, wegen dieser sehr radikalen Sicht auf die Ehe und merkten an, dass es unter diesen Umständen wohl besser wäre „nicht zu heiraten.“ Worauf er nur kühl bemerkte, dass „manche von Geburt an zur Ehe unfähig“ seien.

(Fortsetzung folgt…)