Ob es eine Person Matthäus gab, die dieses Evangelium geschrieben hat, ist nicht belegt und darum eher unwahrscheinlich. Ebenfalls unklar ist, wann genau dieser Text niedergeschrieben wurde, aber mit hoher Wahrscheinlichkeit um das Jahr 80 nach Christus. Es erstaunt ein wenig, dass das Evangelium nach Matthäus an erster Stelle steht und erst danach das Markus-Evangelium folgt, obwohl dieses die Grundlage für das Matthäus-Evangelium bildete und ihm in Form und Inhalt die Struktur vorgegeben hat.

Die Vorgeschichten:

Es mag nicht weiter überraschend, dass eine so ambitionierte Figur wie Jesus einen entsprechend beeindruckenden Stammbaum hat oder zumindest behauptet, zu haben. Er benennt mit Abraham und David nicht weniger als zwei der wichtigsten Personen der jüdischen Geschichte als seine Vorfahren, wobei vor allem der Bezug zu David entscheidend ist, da der Erlöser (väterlicherseits) zwingend aus dessen Haus kommen muss. Insgesamt trennen ihn von Abraham, dem „Gründervater“ des Judentums, 42 Generationen.

Noch bevor Jesus geboren wurde, sorgte er für erhebliche Aufregung. Seine Mutter Maria war nämlich schon vor der Eheschließung schwanger, weswegen sie sich der Straftat des vorehelichen Geschlechtsverkehrs und der Untreue schuldig machte, da ihr Verlobter Josef als frommer Mann die Regeln der Keuschheit achtete und damit als Vater ausschied. Als er vom Kind erfuhr, das Maria erwartete, wollte er sich „in aller Stille“ von ihr trennen, was eine erstaunlich großzügige Reaktion darstellte. Er hätte stattdessen auch ihre Hinrichtung veranlassen dürfen, da ihr „Vergehen“ damals recht resolut mit dem Tod bestraft wurde.

Letztlich kam es aber doch nicht zur Trennung, da ein Engel des Herrn den Streit mit der Bemerkung schlichten konnte, dass das Kind ja keineswegs von einem Nachbarn oder einer Wochenmarktbekanntschaft sei, sondern vom Heiligen Geist. Offenbar reichte das Josef, um sich mit seiner Frau zu versöhnen, zumal ihm der himmlische Bote auch noch verriet, dass er das Kind Jesus nennen soll, und dass sich mit ihm die Prophezeiung des Jesaja erfüllen würde, der das Kommen des Erlösers ankündigte.

Kaum dass Josef und Maria sich versöhnt hatten, kam jenes geheimnisvolle Kind auch schon auf die Welt, und sollte Josef noch Zweifel gehabt haben, ob nicht doch der Nachbar der Vater ist, dürften diese sich erledigt haben, als plötzlich drei fremde Männer in der Tür standen. Wobei sie genau genommen nicht auf geradem Weg zum Ort der Geburt pilgerten, wie es in der Erzählung der Weihnachtsgeschichte mittlerweile den Eindruck macht. In Wahrheit reisten jene drei Sterndeuter erst nach Jerusalem und erkundigten sich, wo genau der „neugeborene König der Juden“ zur Welt gekommen ist. Offenbar kam ihnen nicht in den Sinn, dass eine so wegweisende Geburt an einem anderen Ort als der heiligen Stadt selbst stattfinden könnte.

„Wir haben seinen Stern aufgehen sehen und sind gekommen, um ihm zu huldigen!“, erklärten sie und lösten damit ungewollt Hektik und Sorge bei König Herodes aus (ach so, dieser regierte als Statthalter der Römer, die mittlerweile das Land besetzt hielten, womit die Zeiten vorbei waren, in denen Rom noch Warnungen an die Feinde der Juden, „unseren Freunden und Bundesgenossen“, verschickten.) Dieser rief alle Gelehrten zusammen und wollte erfahren, wo das Kind zur Welt gekommen ist, was diese ihm leicht beantworten konnten, da es bei den Propheten hieß: in Betlehem. Herodes ließ die drei Sterndeuter nach Betlehem ziehen und bat sie, ihm danach mitzuteilen, wo genau das Kind leben würde, damit auch er dorthin ziehen könne, um ihm zu huldigen. Nun traten die drei Fremden in das „Haus“ ein, das Josef und Maria bewohnten, womit sich jene dramatische Geburt in einem fremden Stall in eine Legende verwandelte.

Zwar klingt sie schicksalsträchtiger, jedoch dürfte auch Maria während der Geburt ein richtiges Bett dem piksenden Stroh eines von Tieren bewohnten Stalls vorgezogen haben. Jene drei Männer also überreichten Gold, Weihrauch und Myrrhe und verließen bald darauf die junge Familie wieder und verschwanden damit auf ebenso geheimnisvolle Art aus der Bibel, wie sie auch gekommen waren. Was sie antrieb, sich überhaupt für die Geburt eines Königs der Juden zu interessieren, während nichts darauf hinweist, dass sie selbst Juden waren, bleibt darum für immer eines der nicht wenigen Geheimnisse rund um Jesus und seine Geburt. Ach so, die finstere Bitte des Herodes ignorierten sie und reisten direkt ab, ohne ihm in Jerusalem noch mitzuteilen, in welchem Haus genau das Kind zu finden ist. Selbst wenn sie die Absichten Herodes nicht selbst bemerkt haben sollten, half ihnen ein Engel nach, der sie im Traum aufforderte, dem Wunsch des Herrschers nicht nachzukommen.

(Fortsetzung folgt…)