Maleachi zeigt auf, wie zerrüttet irgendwann das Verhältnis der Priester zu Gott war. Jene Männer, die seine Worte verbreiten sollten und für die Opfergaben verantwortlich waren, gaben sich damit immer weniger Mühe. Gott warf ihnen vor, verunreinigte Speisen auf den Altar zu legen und dass die Opfertiere nicht fehlerlos wären, sondern oft lahm, krank oder blind oder einfach alles zusammen. Auch nimmt er es ihnen übel, dass sie schlicht Lügen verbreiten und etwa verkündeten: „Jeder, der Böses tut, / ist gut in den Augen des HERRN, an solchen Leuten hat er gefallen.“
Doch sind die Priester nur das extremste Beispiel für die Unzufriedenheit Gottes, die das ganze Volk betrifft, das von ihm Beweise seiner Liebe einfordert, woraufhin er pikiert darauf verweist, dass er doch regelmäßig die Städte Edoms zerstören würde. Offenbar verstanden die Israeliten nicht, dass diese ständigen Verwüstungen als Zeichen der Zuneigung in ihre Richtung gemeint waren. Allerdings gibt es noch einen weiteren Grund, warum die Menschen eine gewisse Distanz zum Glauben entwickelt hatten. Sie hatten den Eindruck, dass die Gottlosen besser durchs Leben kommen als die Frommen und Gerechten.
„Es hat keinen Sinn, Gott zu dienen. / Was haben wir davon, wenn wir auf seine Anordnung achten“, heißt es darum und spätestens der zweite Teil dieser Rede sollte den HERRN zum Nachdenken bringen: „Darum preisen wir die Überheblichen glücklich, denn die Frevler haben Erfolg; / sie stellen Gott auf die Probe und kommen doch straflos davon.“ Tatsächlich erkannte auch der HERR, dass ein solcher Eindruck fatal ist und versprach dafür eine umso radikalere Gegenmaßnahme. Wer zu den Frevlern zählt, wird am endzeitlichen Tag schlicht verbrennen, und wer gottesfürchtig ist, nicht. Damit konnte er dem Gerücht eines straflosen Frevlertums recht überzeugend widersprechen. Wann aber ist dieser „Tag des HERRN“, der die Weltgeschichte abschließt?
Genau kann das auch Prophet Maleachi nicht sagen, doch immerhin kennt er ein wichtiges Ereignis, das unmittelbar vor diesem letzten Ereignis eintreten wird. Prophet Elija, der einst auf beeindruckende Weise „im Wirbelsturm in den Himmel“ aufstieg und somit die seltene Ausnahme eines Menschen darstellt, der offenbar nie gestorben ist, wird auf die Erde zurückgesendet, wo er „das Herz der Väter wieder den Söhnen zuwendet / und das Herz der Söhne ihren Vätern.“ Wenn das erreicht ist, weiß immer noch niemand, wann Gottes ebenso vernichtender wie ewig befriedender Tag kommen wird, aber immerhin ist klar, dass das letzte Signal gegeben wurde. Der Rest ist warten…
(Fortsetzung folgt…)