Letztlich wird er Wort halten und ein Drittel seines Volkes überleben lassen. Doch wird wohl keiner von ihnen die Bilder vergessen können, die er während der vorherigen Ereignisse zu Gesicht bekommen hat. Gott hat den Krieg gegen „alle Völker, die gegen Jerusalem in den Krieg gezogen sind“ mit einer denkbar grausamen Taktik gewonnen. Bei den anstürmenden Kriegern ließ er schlicht „das Fleisch eines jeden verfaulen“ und dazu die Augen und die Zunge gleich mit, wobei er es aber nicht bei den Menschen beließ, sondern auch – und vermutlich ist das sogar der noch verstörendere und ungerechtere Anblick – bei den Tieren. Bei den Eseln, Mauleseln, Kamelen und Pferden, wobei er letztere an einer früheren Stelle der Schlacht schon mit Panik geschlagen hatte.
Doch irgendwann ist auch die letzte Schlacht geschlagen und Gott steht zufrieden über dem Schlachtfeld, das von Kriegern und Tieren übersät ist, deren Augen verfault sind und die entweder noch im Todeskampf stöhnen und schreien oder diesen schon hinter sich haben und darum wohl von den Lebenden beneidet werden.
Gott lässt aber nicht alle Menschen sterben, die gegen Jerusalem gezogen sind. Wer noch lebt, wird nun auch jedem Götzendienst entsagen (diese wurden im Zuge des göttlichen Eingreifens ohnehin „ausgerottet, sodass man sich nicht mehr an sie erinnert“) und stattdessen „Jahr um Jahr hinaufziehen, um den König, den HERRN der Heerscharen, anzubeten und das Laubhüttenfest zu feiern.“ Dass nun alle Welt ein Fest feiern soll, das ausschließlich Teil der jüdischen Geschichte ist und an ihre Wanderung durch die Wüste erinnert, lässt vermuten, dass Gott selbst diese Zeit besonders aufregend gefunden hatte. Schließlich machte sich sein Volk auf den Weg ins Gelobte Land, und auch der HERR selbst hatte große Pläne und sah einer verehrten Zukunft im Kreise der Israeliten entgegen.
Dass sich die Realität als wesentlich härter und enttäuschender erwies, konnte damals in der Wüste noch niemand ahnen, auch wenn das Goldene Kalb im Nachhinein wohl eine erste Warnung hätte sein können. Jedenfalls sieht Gottes Plan vor, dass jetzt alle Menschen die Wanderung der Israeliten feiern sollen, wobei er da auch keine Ausnahme für die Ägypter zulässt. Dabei gibt es für sie genaugenommen nichts zu feiern, denn die nun so verehrten Ereignisse stellten für sie eine nationale Tragödie dar. Sie zahlten schließlich einen furchtbaren Preis, nachdem ihnen im Rahmen des Auszugs der Israeliten zuerst die Erstgeborenen getötet wurden, bevor kurz danach unzählige Soldaten im Roten Meer ertranken, als es seine auffällig unnatürliche Teilung wieder aufgab, nachdem der letzte Israelit die andere Uferseite erreicht hatte.
Da Gott sich darüber bewusst ist, dass dieses Fest für die Ägypter mehr Zumutung als Feierlichkeit ist, warnt er sie namentlich vor, dass sie Hungersnöte und andere Schrecken zu erleiden haben, wenn sie sich weigern sollten. Entweder wird gefeiert oder gestorben, da lässt Gott ihnen die Wahl.
(Fortsetzung folgt…)
