Dieses Mal kam er der Aufforderung nach und lief einen Tag lang durch die Stadt und rief dabei: „Noch vierzig Tage und Ninive ist zerstört!“ Und wie reagierten die Menschen einer Stadt, die für Gott mindestens auf einer Stufe mit Sodom und Gomorra stand? Anders, als man es bei diesen Vorzeichen erwarten würde. Sie töteten Jona nicht, sondern glaubten ihm. Der König legte seinen Mantel ab und griff zum Büßerkleid und seine Untertanen machten es ihm gleich. Ja, es gab sogar die Anweisung des Herrschers, dass auch Rinder, Schafe und Ziegen in Büßerkleider gesteckt werden sollten und sie, wie die Menschen, nichts zu sich nehmen durften. All diese Bemühungen führten schließlich zum erhofften Ergebnis, denn als Gott sah, dass die Menschen in Ninive „umkehrten und sich von ihren bösen Taten abwandten“, verzichtete er auf die Zerstörung der Stadt.

Dieser Sinneswandel wurde allgemein mit Jubel und Erleichterung aufgenommen, doch einem missfiel diese Wendung „ganz und gar und er wurde zornig“: Jona. Vielleicht kam er sich vorgeführt vor, da er nun wie ein falscher Prophet wirkte, der eine Strafe Gottes angekündigt hatte, die nicht eintrat. Er warf Gott vor: „Ach, HERR, habe ich das nicht schon gesagt, als ich noch daheim war?“ und erinnerte daran, dass er die Reise nach Ninive auch deswegen nicht antreten wollte, da „du ein gnädiger und barmherziger Gott bist, langmütig und reich an Huld und dass deine Drohungen dich reuen.“ Anders ausgedrückt ärgerte sich Jona über die Zeitverschwendung, die diese Reise für ihn bedeutete. Gott verteidigte sich vor Jona daraufhin sogar noch, warum er die „mehr als hundertzwanzigtausend Menschen“ letztlich verschonte, was für sich genommen schon eine ziemlich verrückte Situation ist.

Damit ist Jona der Anti-Abraham, der damals verzweifelt (wenn auch letztlich erfolglos) versucht hatte, die Zerstörung von Sodom und Gomorra zu verhindern, während Jona enttäuscht darüber ist, dass die Metropole Ninive eben nicht vernichtet wird. Gott hatte jedoch noch einen letzten Grund, warum er seine Drohung nicht wahrmachte, denn nachdem er auf die schiere Zahl an Einwohner hingewiesen hatte, fügte er noch an: „Und außerdem so viel Vieh.“ Offenbar hatte der König also alles richtig gemacht, als er die Rinder, Schafe und Ziegen so zentral in die Buße mit einbaute, die für die Verhinderung der Katastrophe sorgte. Von daher gab es am Ende nur einen, der mit dem Ausgang der Ereignisse unglücklich war, dafür aber immerhin einzigartige Erfahrungen im Inneren eines Wals beziehungsweise großen Fisches gesammelt hatte.

(Fortsetzung folgt…)