Das kommende Heil wird für viele das kommende Unheil sein. Vor allem, wenn sie sich an den Israeliten versündigt haben. Diese selbst werden von Gott aber offenbar auf besondere Weise behandelt, denn er „wird seinen Geist ausgießen über alles Fleisch“ und verspricht, dass die Söhne und Töchter des Volkes Propheten werden (die Söhne können sich zusätzlich über Visionen freuen, die aus keinem näher erläuterten Grund den Töchtern vorenthalten werden) und die Alten wieder träumen können. Auch die Knechte und Mägde sollen bedacht werden. Er werde wunderbare Zeichen am Himmel und auf der Erde wirken, fährt Gott schwärmerisch fort, bevor klar wird, was für ihn alles unter wunderbare Zeichen fällt. Zum Beispiel, dass die Sonne sich verfinstert und der Mond in Blut getaucht ist, bevor das große Ereignis kommt: „Der Tag des HERRN, / der große und schreckliche Tag“.

Dieser wird vor allem für jene Völker schrecklich, mit denen Gott an jenem Tag streiten wird. Wobei das Thema dabei offenbar ausschließlich ihre tatsächlichen oder vermeintlichen Verfehlungen gegenüber Israel, seinem „Volk und Erbbesitz“, sein werden. Nicht jeder seiner Vorwürfe wird dabei ganz gerecht sein, denn er wirft ihnen auch vor, die Israeliten „unter die Völker zerstreut“ zu haben, was aber einst eindeutig von ihm selbst organisiert wurde. Schließlich hatte er Nebukadnezar als „König der Könige“ gefeiert, während dieser Jerusalem eroberte, den Tempel plünderte und einen Großteil der Juden verschleppte. Nun wird der HERR die versammelten Völker dennoch dafür bestrafen, die „Kinder Judas und Jerusalems“ in die Fremde verkauft zu haben. Weswegen er entscheidet, dass jetzt die Söhne und Töchter dieser Völker von den „Kindern Judas“ an die Sabäer verkauft werden.

Einem Volk, für das aus Gottes Sicht ausschließlich ein geografischer Grund sprach, denn es war „ein Volk in weiter Ferne.“ Dass diese Gerichtstat nicht als Fest der Friedlichkeit angedacht ist, wird auch durch die Umkehrung eines Spruches klar, den der Prophet Jesaja geprägt hatte, als er davon sprach, dass Schwerter zu Pflugscharen werden. Nun heißt die Aufforderung stattdessen: „Schmiedet Schwerter aus euren Pflugscharen.“ Da dieser Bibelvers noch einen zweiten Teil enthält, soll auch dieser der Vollständigkeit genannt werden, auch wenn er praktisch unbekannt ist. Wo Jesaja also damit fortfährt „und ihre Lanzen zu Winzermessern“, heißt es entsprechend in der radikalen Umkehrung „und Lanzen aus euren Winzermessern.“

In jener danach anbrechenden Heilszeit wird sich die uralte Formel vom Land, in dem Milch und Honig fließen, zumindest zu einem Teil erfüllen, denn „die Hügel fließen über von Milch“, auch wenn vom Honig selbst jetzt weit und breit nichts mehr zu sehen ist. Dafür „triefen die Berge von Wein“. Zu den großen Verlierern dieser Heilszeit gehören ganz eindeutig Ägypten, das nämlich „zur Wüste“ wird, und auch Edom, diese unglückliche Nation, die während der meisten Erwähnungen in der Bibel entweder Verbrechen begeht oder gerade für Verbrechen bestraft, besetzt oder besiegt wird, wird „zur verödeten Steppe“. Juda hingegen „wird für immer bewohnt sein / und Jerusalem von Geschlecht zu Geschlecht“, wie Gott klarstellt, der zum Abschluss auch noch verrät, wo er in der Heilszeit leben wird: „Und der HERR wohnt auf dem Zion.“

(Fortsetzung folgt…)