Prophet Joel, über den nicht viel mehr bekannt ist als der Name seines Vaters Petuel, was eine deprimierend unpersönliche Biografie ergibt, soll in und um Jerusalem herum gepredigt haben. Wobei er einmal vor einer Heuschreckenplage warnte und seine Zuhörer fragte, ob „so etwas je geschehen ist / in euren Tagen oder in den Tagen eurer Väter?“ Da die Heuschreckenplage von Ägypten Teil der israelitischen Folklore geworden ist, an die außerdem jedes Jahr im Rahmen des Pessach-Fests erinnert, war diese Bemerkung ein wenig ungeschickt.
An einer anderen Stelle konnte er vermutlich das Interesse der Menschen mehr fesseln. Er sprach vom „Tag des HERRN“, der kommen würde, und so wie er ihn beschrieb, sollte sich niemand auf ihn freuen: „Vor ihm ist das Land wie der Garten Eden / hinter ihm schaurige Wüste“, stellt Joel fest, laut dem der HERR von einem Volk begleitet wird, das „zahlreich und groß“ ist, deren Krieger „überfallen die Stadt, erstürmen die Mauer, / klettern an den Häusern empor, / steigen durch die Fenster ein wie ein Dieb“, während über all dem die Stimme Gottes erschallt. „Ja, groß ist der HERR und voll Schrecken. / Wer kann ihn ertragen?“
Von seinen Zuhörern konnte das niemand beantworten, weil kein Mensch je den Tag des HERRN erlebt hatte, aber so wie er ihnen vorgestellt wurde, klang er nach nichts, was man unbedingt erleben möchte. Wobei Gott offenbar genau diese Reaktion provozieren wollte, da es mit einem „Aufruf zur Umkehr und Buße“ auch das Angebot gab, eine mögliche Entfernung von den Regeln des Bundes zu korrigieren und wieder nach den Geboten des HERRN zu leben.
Ob als Folge einer möglichen Rückkehr des Volkes zum Glauben oder aus anderen Gründen, ist nicht klar, jedoch „erwachte im HERRN die Leidenschaft für sein Land“ und er beseitigt als Beweis dafür einen „Feind aus dem Norden“, den er „weit weg von euch schickt“ und schon einmal vorwarnt, dass es zu einem starken Verwesungsgeruch kommen könne, der offenbar im Zusammenhang mit der nun nicht mehr vorhandenen Bedrohung aus dem Norden stehe. Danach wird sein Volk „essen und satt werde“ und den Namen „des HERRN preisen“, wie es Gott selbst sagt und damit nicht weniger als seine Vorstellung einer glücklichen Zeit formuliert.
(Fortsetzung folgt)