Hosea fiel die undankbare Aufgabe zu, dass er in seinem Privatleben die Sünden des jüdischen Volkes quasi in archetypischer Weise wiederholen sollte. Darum verlangte Gott von ihm ausdrücklich, „nimm dir eine unzüchtige Frau“, um mit ihr „Kinder der Unzucht“ zu haben. Als treuer Prophet kam er dieser Anweisung nach und nahm sich Gomer zur Frau, von der man nur weiß, dass ihr Vater Diblajim hieß, aber nichts Genaueres über ihre unzüchtige Vergangenheit erfährt. Bald schon bekamen sie ihr erstes Kind, einen Sohn, und Gott ließ es sich nicht nehmen, ihm den Namen Jesreel zu geben und liefert auch gleich die denkbar düsterste Begründung dafür: „Es dauert nicht mehr lange, dann werde ich dem Königtum des Hauses Israel ein Ende machen“, wofür ein bestimmtes Tal eine Rolle spielen würde, das Jesreel hieß.
Es folgte eine Tochter und Gott entschied wieder über die nun zweifachen Eltern hinweg, wie es heißen soll. Er kam auf Lo-Ruhama, was „kein Erbarmen“ bedeutete und die Haltung des HERRN gegenüber dem Königreich Israel unterstreichen sollte. Auch das dritte und letzte Kind, erneut ein Sohn, erhielt mit Lo-Ammi mehr eine Botschaft als einen Namen, denn das hieß „nicht mein Volk“, womit Gott nochmals den Graben betonen wollte, den er zwischen sich und dem Königreich Israel sah. Wobei er sich gegenüber dem Königreich Juda übrigens weitaus weniger unversöhnlich zeigte.
Bald darauf begann Gott mit weiteren Beschimpfungen gegen das „untreue Israel“, das er als Frau bezeichnete, mit der er ebenso wenig Mitleid habe wie mit ihren Kindern. Schließlich sei sie eine Ehebrecherin, die Unzucht getrieben habe und ihren Affären folgen würde. Gott selbst werde „ihre Scham / vor den Augen ihrer Liebhaber aufdecken“, wobei er mit dieser öffentlichen Demütigung beweist, wie niedrig in diesem Fall seine eigenen moralischen Ansprüche sind. Und doch hofft er, am Ende all dieser Drohungen und Erniedrigungen Israel „zu Herzen reden“ zu können, um eine Versöhnung einzuleiten, an deren Beginn Gott sagen wird „du bist mein Volk“ und die erlösende Antwortet lautet: „du bist mein Gott!“
Danach forderte Gott Hosea auf, Ehebruch mit einer Frau zu begehen. Erneut sollte es sich dabei um das Imitieren dessen handeln, was im größeren Rahmen zwischen Gott und Israel stattfindet. „So wie der HERR / die Söhne Israels liebt, obwohl sie sich anderen Göttern zuwenden“, heißt es dazu ergänzend vom Herrn selbst. Hosea nahm sich eine entsprechende Frau und stellt sofort klar, dass „du jetzt viele Tage bei mir bleiben wirst“, aber „ohne Hurerei zu betreiben und ohne einem Mann zu gehören. / Und so mache auch ich es mit dir.“ Vermutlich handelte es sich um Wochen ebenso freundlichen wie irritierten Desinteresses, da die Frau, für die Hosea sogar bezahlt hatte, wohl nicht so richtig verstand, was für eine seltsame Art von Zusammenleben sie hier praktizieren.
(Fortsetzung folgt…)