Es kursierten viele Geschichten über Daniel, von denen drei den Weg in die Bibel gefunden haben. In einer betätigt er sich als erstaunlich raffinierter Detektiv und in den beiden anderen als Eiferer, der für den Tod unschuldiger Menschen sowie eines exotischen Tieres verantwortlich ist. Nun soll es aber zuerst um seinen unerwarteten Auftritt als Detektiv gehen – der auch mit zwei Toten enden sollte.
Im babylonischen Exil gab es eine angesehene jüdische Familie, in deren Garten sich regelmäßig Juden trafen. Auch zwei alte Richter gingen dort ein und aus und verliebten sich getrennt voneinander in die schöne und schon verheiratete Tochter des Hausbesitzers. Nachdem sie zufällig bemerkt hatten, dass sie beide in sie verliebt waren, versteckten sie sich eines Tages im Garten und warteten, bis die Frau, die Susanna hieß, alleine war und sich für ein Bad ins Wasser begab.
Nun traten sie aus ihrem Versteck hervor und verlangten von der ebenso erschrockenen wie verängstigten Susanna, dass sie mit ihnen schläft, da sie ansonsten behaupten würden, sie hier mit einem Liebhaber erwischt zu haben. Die gottesfürchtige Frau begriff zwar, in was für einer ausweglosen Lage sie sich befand, aber entschied sich dennoch, ihren Bedrängern nicht nachzugeben. „Da schrie Susanna mit lauter Stimme auf“, woraufhin sich das unwürdige Verhalten der beiden Richter einem weiteren Tiefpunkt näherte, denn „zugleich mit ihr schrien auch die beiden Ältesten auf“ und schon eilten die Leute aus dem Haus in den Garten, um zu erfahren, was vorgefallen war.
Schon am nächsten Morgen wurde der Fall Susanna vor dem Volk behandelt und die beiden Richter machten ihre Drohung wahr und behaupteten, Susanna mit einem jungen Liebhaber erwischt zu haben, der ihnen jedoch entkommen wäre. Zwar beteuerte die Frau ihre Unschuld, aber gegen die Autorität der beiden angesehenen Richter kam sie nicht an und schon brachte man sie zur Hinrichtungsstätte. An dieser Stelle erscheint nun Daniel und sorgt für eine spektakuläre Wendung der Dinge. Nachdem Gott „den Heiligen Geist“ in ihm erweckt hatte, kannte er die Wahrheit und brüllte aus der Menge der Schaulustigen heraus: „Seid ihr so töricht, ihr Söhne Israels? Ohne Verhör und ohne Prüfung der Beweise habt ihr eine Tochter Israel verurteilt. Kehrt zurück zum Ort des Gerichts! Denn diese Ältesten haben eine falsche Aussage gegen Susanna gemacht.“
So sorgte er für einen Abbruch der Hinrichtungsvorbereitungen und überzeugte die Menge davon, dass die beiden Ältesten verhört werden müssen. Sein Trick bestand darin, sie getrennt voneinander vor dem Volk zu befragen, wobei er sie zusätzlich mit schweren Vorwürfen anging. „In Schlechtigkeit bist du alt geworden“, ließ er den ersten der beiden zur Begrüßung wissen und fuhr fort, „doch jetzt kommt die Strafe für die Sünden, die du bisher begangen hast.“ Wobei vor der Strafe eine ganz einfache Frage kam: „Unter welchem Baum hast du sie miteinander verkehren sehen?“ Der durch den rauen Ton sicherlich eingeschüchterte Richter, der sich nicht mit seinem Kollegen absprechen konnte, antwortete „unter einem Mastixbaum“.
Obwohl damit noch nichts bewiesen war, verabschiedete Daniel ihn mit Worten, die dem Richter wenig Grund zur Hoffnung ließen: „Mit deiner Lüge hast du dein eigenes Haupt getroffen. Der Engel Gottes wird es zerspalten; schon hat er von Gott den Befehl dazu erhalten.“ Dem anderen Richter warf er direkt vor, schon früher Frauen missbraucht zu haben, bevor er auch ihn fragte, unter welchem Baum er Susanna mit ihrem Liebhaber ertappt habe. Er nannte eine Eiche, womit das Urteil feststand und die beiden anstelle Susannas hingerichtet wurden.
(Fortsetzung folgt…)