Der König des Nordens wird sich an einer Entweihung des Tempels versuchen und daran, die Juden vom Glauben abzubringen, was ihm bei einigen eine Zeit lang auch gelingt. Er prahlt und missachtet die Götter und führt einen letzten verheerenden Krieg gegen ziemlich jede Nation in seinem Umfeld. Dabei häuft er sagenhafte Schätze an und stirbt dann auf beinahe unpassend friedliche Weise in seinem Prunkzelt „zwischen dem Meer und dem Berg“. Damit geht ein Zeitalter der Gewalt, der Niedertracht, der Brutalität und Gnadenlosigkeit zu Ende, nur um von „einer Zeit der Not, wie noch keine da war“ abgelöst zu werden, wie der himmlische Bote verkündet.

Zugleich jedoch lässt er durchblicken, dass die Israeliten gerettet werden, zumindest alle, „die im Buch verzeichnet sind.“ Weiter heißt es dazu vom grün leuchtenden Boten (oder Mineralstein) Gottes: „Von denen, die im Land des Staubes schlafen, werden viele erwachen, die einen zum ewigen Leben, die anderen zur Schmach, zu ewigem Abscheu.“

Offenbar hat Daniel zu diesem Zeitpunkt längst den Überblick über den Ablauf der kommenden apokalyptischen Zeiten und deren Protagonisten verloren und es scheint nicht nur ihm so zu gehen. Jedenfalls mischten sich nun überraschend zwei Männer ein, bei denen unklar bleibt, ob sie Menschen oder göttliche Wesen waren. Sie jedenfalls wollten wissen: „Wie lange dauert es noch bis zum Ende der unbegreiflichen Geschehnisse?“

Ihrer Frage war die Hoffnung auf eine einfache Antwort anzumerken, doch sie sollte bitter enttäuscht werden, denn der grün leuchtende Bote mit den brennenden Augen erhob theatralisch „seine rechte und seine linke Hand zum Himmel und schwor bei dem, der ewig lebt“ folgende Worte, die sie etwas ratlos zurückließen: „Es dauert noch eine Zeit, noch zwei Zeiten und eine halbe Zeit. Wenn der am Ende ist, der die Macht des heiligen Volkes zerschlägt, dann wird sich das alles vollenden.“

Es war Daniel, der als Erster seine Irritation ausdrückte und ehrlich zugab: „Ich hörte es, verstand es aber nicht. Darum frage ich: Mein Herr, was wird das Letzte von alldem sein?“ Daraufhin weigerte sich der Bote, es genauer auszuführen und ließ ihn nur wissen: „Geh, Daniel! Die Worte bleiben verschlossen und versiegelt bis zur Zeit des Endes.“

Doch immerhin gab er dem gänzlich überforderten Daniel und den beiden Männern, die nach ihrer Frage nicht mehr erwähnt werden, noch eine Art Zeitablauf mit auf den Weg. „Von der Zeit an, in der man das tägliche Opfer abschafft und den unheilvollen Gräuel aufstellt“ werden es noch zwölfhundertneunzig Tage sein. Doch der leuchtende Bote schob nach: „Wohl dem, der aushält und dreizehnhundertfünfunddreißig Tage erreicht!“

Womit er erneut für mehr Irritationen als Aufklärung gesorgt haben dürfe. Immerhin lässt er Daniel zwar verwirrt und ratlos zurück, aber auch beruhigt, denn mit seinen letzten Worten lässt er ihn in einem Moment ungewöhnlicher Klarheit wissen: „Du wirst ruhen und auferstehen gemäß deinem Losanteil am Ende der Tage.“ Sprach es und verschwand.

(Fortsetzung folgt…)