Daniel erfuhr aus den Schriften, dass die Zeit der Verbannung für die Israeliten siebzig Jahre dauern soll. Daraufhin fing er an, zu Gott zu beten und die Schuld des Volkes zu bestätigen. „Ja, HERR, uns steht die Schamröte im Gesicht“, heißt es unter anderem. Oder auch: „Wir haben uns gegen Gott versündigt.“

Zugleich hofft er auf ein baldiges Ende des Exils. Doch da er den Eindruck hat, dass die vergangenen Sünden des Volkes wenig Anlass bieten, Gott milde zu stimmen, versucht er es gar nicht erst auf diese Weise. Stattdessen stellt er lieber fest: „Nicht im Vertrauen auf unsere guten Taten legen wir dir unsere Bitten vor, sondern im Vertrauen auf dein großes Erbarmen. Herr höre! Herr, vergib doch!“

Während er so betete, kam Gabriel „im Flug“ zu ihm und diese zweite Begegnung überstand Daniel ohne Ohnmachtsanfall. Der göttliche Abgesandte stellte ein etwas kompliziertes Zahlensystem vor, nachdem das Judentum in siebzig Wochen wieder in Jerusalem vereint sei.

Wobei sieben Wochen „von der Verkündung des Wortes über die Rückführung des Volkes und den Wiederaufbau Jerusalems bis zur Ankunft eines Gesalbten, eines Fürsten“ vergehen würden, bevor die Stadt selbst zweiundsechzig Wochen aufgebaut werde. Zum Abschluss dieser zweiundsechzig ereignisreichen Wochen, so lässt es der himmlische Bote Daniel wissen, werde auch noch „ein Gesalbter umgebracht“. Viel Arbeit und ein Mord also.

Das macht insgesamt neunundsechzig Wochen, fehlt also noch eine letzte und die hat es in sich. In dieser wird ein fremder Fürst den Juden „den Bund schwer machen“, wobei der einzige Trost in der Kürze dieses Martyriums liegen wird, das nur sieben Tage andauern soll. Nachdem Gabriel diesen nicht ganz einfach zu verstehenden Zeitplan verkündet hatte, ging die Weissagung zu Ende.

(Fortsetzung folgt…)