Er wurde hineingeworfen und bevor Darius die Tür versiegelte, rief er Daniel noch zu, dass ihn hoffentlich sein Gott rette. Dass er selbst nicht daran glaubte, zeigt seine Appetit- und Schlaflosigkeit in dieser Nacht, bevor er direkt bei Sonnenaufgang zur Grube eilte und mit dem Schlimmsten rechnete.
Doch aus der Grube erklang die Stimme Daniels, der versicherte, „mein Gott hat seinen Engel gesandt und den Rachen der Löwen verschlossen.“ Völlig unverletzt wurde er befreit und stellte gegenüber dem hocherfreuten Darius nun fest, dass „ich auch vor dir, König, kein Verbrechen begangen habe.“
Das ist strenggenommen zwar nicht richtig, denn es gab schließlich das Dekret bezüglich des Bittens, aber offenbar hatte Darius entschieden, dieses jetzt als den perfiden Plan zu betrachten, der es auch war. Wobei der König nun bewies, dass er zwar nur mit einem halben Ohr zuhört, wenn ihm Ideen vorgetragen werden, aber dafür umso aufmerksamer ist, wenn er Rache nimmt.
So ließ er alle Beamten und Statthalter, die sich am Komplott gegen Daniel beteiligt hatten, zur Grube bringen. Außerdem ihre Frauen und ihre Kinder. Und nun machte Darius etwas, was vielleicht nicht in jedem Fall die einzig mögliche Lösung gewesen wäre: Er ließ sie alle in die Grube werfen. „Sie waren noch nicht am Boden der Grube angelangt, da stürzten sich die Löwen auf sie und zermalmten ihnen alle Knochen.“ Kein Wunder, hatten die Raubtiere doch eine ganze Nacht lang einen Menschen in ihrer Mitte gehabt, dem sie kein Haar krümmen konnte.
(Fortsetzung folgt…)