König Belschaazzars Frau wiederum erinnerte ihn an Daniel, der von Nebukadnezar zum „Obersten der Zeichendeuter, Wahrsager, Chaldäer und Astrologen“ ernannt worden war und erstaunlicherweise trotzdem nicht schon wie alle anderen Zeichendeuter vor der Palastwand stand, sondern eigens gerufen werden musste. Der aufgelöste König versprach Daniel, „du sollst in Purpur gekleidet werden, um den Hals eine goldene Kette“ und außerdem sollte er „als der Dritte in meinem Reich herrschen.“ All das lehnte Daniel kühl ab („Behalte deine Gaben oder schenk sie einem anderen!“), bevor er das Rätsel löste, was da die geheimnisvolle Hand an die Wand geschrieben hatte.

Dass es sich um keine gute Nachricht handeln wird, dürfte dem König schon von Anfang an klar gewesen sein, da nur so sein Erbleichen und die große Angst zu verstehen sind. Wie schlimm es aber werden sollte, konnte er sich vermutlich trotzdem nicht vorstellen. Weil er nicht demütig war und außerdem aus den Gefäßen des Tempels getrunken hatte, während er irgendwelchen Götzen Treue versprach, aber nicht dem Gott, „der deinen Lebensatem in seiner Hand hat“, sollten nun folgende Dinge geschehen: Er würde seine Herrschaft verlieren und das Reich an die Medern und die Perser fallen.

Nachdem Daniel verkündet hatte, was da an der Wand stand – die Worte lauteten übrigens Mene mene tekel, wobei das tekel für „Gewogen wurdest du auf der Waage und zu leicht befunden“ stand – traf Belschazzar einen eigenartigen Entschluss. Er befahl, dass Daniel den Purpur und die goldene Kette erhält und als Dritter im Reich herrschen soll, obwohl er all dies gerade erst abgelehnt hatte. Vielleicht zeigt diese Situation aber auch, dass der soeben von einer gespenstischen Hand über sein Ende informierte, anderen Menschen generell zu wenig und zu ungenau zugehört hatte.

Womöglich hätte er sonst die Lehre des Nebukadnezzar beherzigt, dass man den HERRN nicht erzürnen soll und nicht den Verdacht erwecken sollte, sich selbst für gottgleich zu halten. Ein Eindruck, der leicht entstehen kann, wenn aus den heiligen Gefäßen des Tempels getrunken wird.

Womöglich handelte es sich bei der Entscheidung, Daniel trotzdem zu beschenken, um die letzte seines Lebens, denn noch in derselben Nacht wurde König Belschaazzar umgebracht.

(Fortsetzung folgt…)