Sicherlich war es eine besondere Ehre, das Priesteramt ausführen zu dürfen und es sorgte ganz bestimmt für einen hohen sozialen Status. Aber das war nur die eine Seite der Medaille. Zur anderen Seite gehörte, dass Priester zu den gefährlichsten Berufen überhaupt gehörte.
Von seinen fünf Priestern hatte der HERR selbst immerhin zwei getötet, also vierzig Prozent. Unter diesen Umständen würde jede Lebensversicherung abwinken, wenn ein Priester sich für ihre Produkte interessiert. Auch sonst mussten große Einschränkungen in Kauf genommen werden, um den Ansprüchen Gottes zu genügen. Bei der Partnerwahl etwa kam nur eine Jungfrau infrage. Wobei sich die Herausforderungen des Amtes nicht auf den Priester selbst reduzierten. Wenn etwa eine Tochter sich prostituierte, entweihte sie damit ihren Vater, was mit ihrem Feuertod bestraft werden musste.
Neben einer enormen emotionalen Belastbarkeit, die dieser Beruf mit sich brachte, mussten die Priester aber auch körperlich topfit sein. Niemand durfte nämlich den Dienst vor Gott antreten, der ein Gebrechen hat. Zwar stellte der HERR selbst immer wieder klar, dass Menschen mit körperlichen Einschränkungen nicht ausgestoßen oder gedemütigt werden dürfen, doch er selbst legte diese Regeln großzügig aus.
Wer ihm opferte, durfte jedenfalls keinerlei Gebrechen haben. Ja, er stellte sogar eindeutig klar, dass „kein Blinder, kein Lahmer, kein im Gesicht oder am Körper Entstellter, kein Mann, der einen gebrochenen Fuß oder eine gebrochene Hand hat“, als Priester vor ihn treten darf. Auch keine Kleinwüchsigen, niemand mit Buckel, Augenstar, Ausschlag oder Flechte.
Damit da gar nicht erst irgendwelche Missverständnisse aufkommen, machte er auch bekannt, dass man mit Hodenquetschung ebenfalls nicht für den Dienst geeignet ist. Wo er schon bei den Hoden war, fuhr er fort, dass ihm keine Tiere geopfert werden dürfen, bei denen die Genitalien „zerdrückt, zerschlagen, ausgerissen oder abgeschnitten“ waren.
Priester durften also keinerlei körperliche Einschränkungen oder Verletzungen haben, wenn sie vor den HERRN traten. Damit muss man sie sich wohl als die stärksten und gesündesten aller Israeliten vorstellen, denn die Anforderungen Gottes dürften nicht weniger elitär sein als die von Eliteeinheiten der Armee, wenn sie Nachwuchs rekrutiert.
Fortsetzung folgt…