Zu den Juden, die Nebukadnezar verschleppte, gehörte auch der junge Daniel. Er war von „königlicher Abkunft“ oder mindestens aus einer „vornehmen Familie“ und wurde im Exil schon bald dazu ausgewählt, in den königlichen Dienst gestellt zu werden. Da es dafür bestimmte Kriterien zu erfüllen galt, ist Folgendes über ihn bekannt: Er war „frei von jedem Fehler“, „schön an Gestalt“, gebildet und lernbegierig. Die Ausbildung sollte drei Jahre dauern und beinhaltete als „tägliche Kost Speisen und Wein von der königlichen Tafel“.
Was im ersten Moment großzügig klingt, stellte für den frommen Juden Daniel ein Problem dar, denn wenn er sich darauf einließe, würde er gegen die Speisevorschriften verstoßen und „unrein“ werden.
Der Oberkämmerer, der die Ausbildung leiten sollte, zeigte durchaus Verständnis dafür, verlangte jedoch umgekehrt auch Verständnis für seine Situation. Neben Daniel und drei weiteren Auszubildenden aus dem Stamme Juda gab es nämlich noch andere junge Männer und wenn diese wegen der königlichen Kost besser aussehen würden als die jungen Israeliten, „wäre mein Kopf beim König verwirkt“, wie es der Oberkämmerer ausdrückte.
Daniel überredete ihn schließlich, ihnen zumindest zehn Tage lang Gemüse und Wasser zu geben und danach ihr Aussehen mit dem der anderen jungen Männer zu vergleichen. Es stellte sich heraus, dass der Ernährungsplan Daniels ein voller Erfolg war, denn „am Ende der zehn Tage sahen sie besser und wohlgenährter aus als all die Knaben, die von den Speisen des Königs aßen.“
Nachdem diese Hürde also genommen war, begann für Daniel – und auch seine drei Stammesbrüder, über die man fast nichts erfährt – eine steile Karriere am königlichen Hof, wobei er ein besonderes Talent für Visionen und Träume entwickelte. Schon bald wurden sie vier allen anderen Zeichendeutern und Wahrsagern des Reiches vorgezogen, wenn der König Rat suchte.
Ob Nebukadnezar jemals von den besonderen Ernährungsplänen seiner vier besten Deuter erfuhr und ob sie ihn störten, wird übrigens an keiner Stelle erwähnt oder auch nur angedeutet.
(Fortsetzung folgt…)