An dieser Stelle benutzt und manipuliert Gott ganz offen den Großfürsten Gog, um seinen Bund mit Israel zu festigen. Er macht gegenüber diesem Herrscher kein Geheimnis daraus und lässt ihm über Ezechiel mitteilen, dass er mit seiner Streitmacht sowie verbündeten Nationen nach Israel einmarschieren soll. Wenn er dann erstmal da ist, so erklärt der Prophet einem vermutlich irritiertem Gog, würde es so weitergehen: „An jenem Tag geschieht es, dass Gedanken in deinem Herzen aufsteigen und du einen bösen Plan entsinnst“, der letztlich darin besteht, die Juden zu töten, ihren Besitz zu plündern und das Land zu verwüsten, das Gott ganz unbescheiden als „Nabel der Erde“ bezeichnet.
Sobald aber Gog mit seiner gewaltigen Streitmacht losschlägt, schnappt die Falle des HERRN zu, denn nun kann er sich als Beschützer seines Volkes beweisen und sorgt dafür, dass niemand seine göttliche Intervention übersieht. Er lässt ein gewaltiges Erdbeben entstehen, unter dem nicht nur „das Wild auf dem Feld und alles Kriechtier, das auf dem Erdboden kriecht, und jeder Mensch auf dem Erdboden“ erbeben lässt, sondern sogar die Fische im Wasser und die Vögel in der Luft, was bei gewöhnlichen Erdbeben eigentlich nicht passiert. Vor allem die Luft ist nicht dafür bekannt, in Folge eines Erdbebens zu wackeln. Doch wenn der HERR selbst eingreift, scheint auch das möglich. Doch das ist nur der Auftakt dessen, was letztlich mit der Vernichtung des unglücklichen Gogs und seiner Streitmacht enden wird.
Es folgen noch „Wolkenbruch und Hagelschlag, Feuer und Schwefel“ und weil der HERR sich seinen „grimmigen Zorn“ schon im Vorfeld wie einen Plan zurechtgelegt hat, kann der Prophet Ezechiel dem Großfürsten Gog sogar schon mitteilen, wo er sterben wird: „Im Bergland von Israel wirst du fallen, du und alle deine Truppen und die Völker, die bei dir sind.“ Danach werden Vögel und wilde Tiere von Gott herbeigerufen, die er ermutigt: „Fresst Fleisch und trinkt Blut! Fleisch von Helden sollt ihr fressen und das Blut der Fürsten dieser Erde trinken“ Er klingt fast wie eine Restaurantbesitzer, wenn er die Vorzüge seiner Karte beziehungsweise seines Schlachtfeldes benennt: „An meinem Tisch könnt ihr euch sättigen mit Pferden und Reittieren, mit Helden und Kriegern aller Art.“
Wie groß die Armee ist, die Gott mithilfe extremer Wettereignisse und Erdbeben vernichten wird, lässt sich daran erahnen, dass die Einwohner Israels „mit den Waffen, mit Langschild und Runenschild, mit Bogen und Pfeilen, mit Keulen und Lanzen“, die sie neben den Getöteten finden werden, Feuer machen können. Und zwar nicht weniger als sieben Jahre lang. Auch wird es noch lange nach dieser durchgeplanten Vernichtung Gogs und seiner Truppen – und übrigens auch des Landes Magog und der „sorglosen Küstenbewohner“, die Gott in einem womöglich etwas übermotivierten Akt ebenfalls verbrennt, obwohl sie an den Verwüstungen im Land Israel nicht teilgenommen haben – Suchtrupps geben, die einzig deswegen durch Israel ziehen, um Leichen ausfindig zu machen, die bestattet werden sollen.
Das ist vielleicht der einzige Trost für Gog, der mit all seinen Begleitern zu einer tragischen Schachfigur in Gottes Bemühen um seinen heiligen Namen und das Volk Israel geworden ist, dass sie immerhin bestattet werden. Auch wenn die meisten von ihnen zuvor schon von den wilden Tieren und Vögeln zugerichtet wurden, bevor sie ihr Grab in einem Tal erhalten, das künftig „Tal der Pracht Gogs“ heißen soll, was wohl so abwertend gemeint ist, wie es auch klingt.
(Fortsetzung folgt…)