Gleichzeitig plante Gott aber nicht nur die Rückkehr seines Volkes nach Kanaan, sondern auch etwas, was es seit Jahrhunderten nicht mehr gab: die Wiedervereinigung der beiden jüdischen Königreiche zu einer einzigen Nation mit einem einzigen König. Zugleich möchte Gott erneut einen Bund schließen, einen ewigen „Friedensbund“. Ob dieser den eigentlichen Bund mit Abraham und den mit Moses ergänzt oder gar ersetzt, bleibt unerwähnt. Vermutlich handelt es sich aber um eine rein symbolische Erneuerung jener praktisch nicht aufkündbaren Vereinbarungen, die er am Berg Sinai ausgemacht hatte.
Den spektakulären Plan zur Vereinigung der über lange Zeit hinweg verfeindeten Königreiche ließ Gott seinen Propheten Ezechiel auf recht bescheidene Weise ankündigen. Er schrieb auf ein Stück Holz Juda und auf ein anderes Stück Holz Israel und hielt sie dann nebeneinander, „sodass sie eins werden in deiner Hand“. Weil die Juden nicht verstanden, was er ihnen damit zeigen will, fragten sie: „Willst du uns nicht erklären, was du da hast?“ Und so verbreitete der Prophet die Pläne Gottes am Ende doch mündlich, da niemand diese kryptischen Andeutungen in Holzform verstanden hatte.
Wie wichtig Gott diese Pläne waren, wusste wiederum niemand so gut wie Ezechiel, der in einer Vision von Gott an einen Ort geführt wurde, an dem überall menschliche Skelette lagen. Ezechiel half nun mit, dass diese Gebeine in Bewegung gerieten und von Sehnen, Fleisch und schließlich Haut überzogen wurden, bevor Geist sie erfüllte und aus einem Ort voller Knochen einer wurde, an dem sich lebendige Menschen tummelten. „Diese Gebeine sind das ganze Haus Israel“, ließ Gott schließlich Ezechiel wissen, der damit die Auferstehung seines Volkes in einer Vision festhielt, in der es buchstäblich auferstand.
Ansonsten ging Gott zum wiederholten Male darauf ein, dass Gerechte „nicht am Leben bleiben“, wenn sie sündigen und sich darum ihrer Stellung nie zu sicher sein sollten, was auch für Ezechiel persönlich gelten würde, wie der HERR betonte: „Wenn du nicht redest, um den Schuldigen vor seinem Weg zu warnen, dann wird dieser Schuldige seiner Sünde wegen sterben; sein Blut aber fordere ich aus deiner Hand zurück.“ Gleichzeitig hätte aber auch jeder Sünder die Möglichkeit, auf den ehrlichen Weg zurückzukehren, was großzügig belohnt wird: „Keine seiner Sünden, die er begangen hat, wird ihm angerechnet.“
Zum Teil führen die moralischen Abhandlungen Gottes aber auch ihrerseits zu Sätzen epischen Ausmaßes: „Wenn ich über ein Land das Schwert kommen lasse und das Volk des Landes aus seiner Mitte einen Mann nimmt und ihn zu seinem Wächter macht und wenn er das Schwert über das Land kommen sieht, in das Widderhorn bläst und das Volk warnt und jemand den Schall des Widderhorns zwar hört, sich aber nicht warnen lässt, sodass das Schwert kommt und ihn dahinrafft, dann wird sein Blut auf seinem Haupt sein.“ Eigentlich sagt Gott hier nur, dass jeder selbst schuld ist, der die Warnungen ignoriert.
(Fortsetzung folgt…)