Die modernen Kommunikationsformen machen auch vor Propheten nicht halt und so lässt Jeremias seine Worte nun von einem Schreiber auf eine Buchrolle setzen. Auf diese Weise sind seine Mahnungen nicht mehr von seiner persönlichen Anwesenheit abhängig. Ein Vorteil, der sich schon bald darauf zeigte, als sein Schreiber Baruch im Tempel Gottes das Volk warnte, dringend den Irrweg zu verlassen, auf dem es sich befindet. Diese Buchrolle erlebte danach eine Reise durch die höchsten Kreise der israelitischen Gesellschaft, da sie auch den wichtigsten Beamten vorgetragen wurde, die aufgrund der enthaltenen Drohungen Gottes höchst besorgt reagierten.
So sehr, dass sie entschieden, dieses Schreiben auch König Jojakim vorzutragen. Dessen Reaktion dürfte die Beamten nicht unbedingt beruhigt haben, da er es aus einem schwer nachvollziehbaren Grund für angemessen hielt, die Rolle in Streifen zu schneiden und zu verbrennen, bevor er Jeremia und seinen Schreiber Baruch festnehmen lassen wollte, die sich jedoch erfolgreich vor ihm versteckten. Die Erfahrung spricht dafür, dass er Jeremia hingerichtet hätte, da er so generell auf apokalyptische Weissagungen reagierte und aus eben diesem Grund schon den Propheten Urija getötet hatte.
Gott befahl Jeremia daraufhin, eine zweite Rolle anfertigen zu lassen und außerdem über den kritikresistenten König zu verbreiten, dass keiner seiner Nachkommen mehr den Thron besteigen würde und sein Leichnam „hinausgeworfen werden soll in die Hitze des Tages und die Kälte der Nacht.“ Jeremia verbreitete diese Worte, auch wenn sie sich letztlich als falsch erweisen sollten, was für den Status eines Propheten natürlich immer etwas unglücklich ist. Denn auf Jojakim folgte sein Sohn Jojachin, der eine ebenso unglückliche wie kurze Zeit als Herrscher erlebte, bevor er nach drei Monaten in Richtung Babylon verschleppt wurde und vom nicht weniger glücklosen Zidkija beerbt wurde, bei dem es sich um seinen Bruder und damit einen weiteren Sohn Jojakims handelte.
Zidkija hatte sich in völliger Überschätzung der eigenen Macht entschlossen, die babylonischen Fremdherrscher abschütteln zu wollen, was aber auf jeder Ebene misslang. Erst hatten die Ägypten ihre Armee, die zur Unterstützung entsendet wurde, im letzten Moment zurückgerufen und dann erhielt Zidkija auch von Gott selbst eine niederschmetternde Absage: „Selbst wenn ihr das ganze Herr schlagen könntet“, ließ der HERR durch Jeremia wissen, „und nur einige Schwerverwundete von ihnen übrig blieben, würden sie diese Stadt im Feuer verbrennen.“
(Fortsetzung folgt…)