Der glücklose König Zidkija versuchte sich währenddessen sogar an einer Reform, die den Schwächsten der Gesellschaft genutzt hätte: einer allgemeinen Sklavenbefreiung. „Es sollte jeder seinen hebräischen Sklaven und seine hebräische Sklavin freilassen“, hieß es von ihm, was aber immer noch die Hintertüre offenließ, dass es weiterhin nicht-hebräische Sklaven gab. Letztlich spielte das aber auch keine Rolle mehr, denn nachdem es kurzzeitig nach einer Zustimmung zu dieser Freilassung aussah, überlegten es sich die Sklavenhalter wieder anders und erzwangen mit Gewalt die Rückkehr zum alten System.
Gott selbst schaute nur fassungslos zu und fühlte sich wohl weiter darin bestätigt, dass er durchgreifen muss. Schließlich hatte er eine klare Meinung zur Sklaverei, die sich in den Tagen von Moses auch immer wieder in seiner abwertenden Bezeichnung Ägyptens als „Sklavenhaus“ zeigte. Was für eine große Bedeutung dieses Thema für ihn hatte, wird auch daran deutlich, dass er „Schwert, Pest und Hunger“ sowie die Verschleppung der gesellschaftlichen Elite nach Babel auch deswegen für angemessen hielt, weil die Sklaverei nicht abgeschafft wurde.
Was sich Gott von den Hebräern wünscht, erfüllen die Rechabiter
Insgesamt bestand sein Problem mit dem auserwählten Volk weiterhin darin, dass es die einst ausgearbeiteten Gebote und Regeln nicht einhielt. Zwar wurden sie vor langer Zeit von den Vorfahren bestätigt, doch das schien niemanden mehr zu beeindrucken. Mittlerweile gab es jedenfalls nur noch wenige, oder vielleicht sogar nur noch Jeremia, die sich um ein Leben nach den einst aufgestellten Regeln bemühten. Als positiven Gegenbeweis hob Gott die Rechabiter heran, die durch ihr Beispiel zeigen würden, dass das Festhalten an alten Traditionen und Regeln durchaus möglich ist. Bei ihnen handelte es sich um einen Nomadenstamm, dessen Vorfahren einst die Regeln aufgestellt hatten, dass Wein verboten ist und als Wohnort nur Zelte in Frage kommen.
Weil sie sich von Generation zu Generation daran hielten und auch für Jeremia keine Ausnahme machten, der sie mit der Aufforderung „trinkt Wein!“ auf die Probe stellte (natürlich auf göttliche Aufforderung hin) und ihnen entsprechend gefüllte Becher hinhielt, schützte der HERR dieses Volk vor „Schwert, Pest und Hunger“, die das Land und seine Bewohner treffen sollten. Die Rechabiter hielten das, was der HERR sich von den Israeliten wünschte.
(Fortsetzung folgt…)