Obwohl Jeremia also von Gott diese harten Strafen für seine Feinde verlangte, kam der Priester Paschhur auf die bemerkenswert schlechte Idee, Jeremia gefangen zu nehmen, zu verprügeln und „in den Block spannen“ zu lassen, „der im oberen Benjamintor beim Haus des HERRN war.“ Erst nach einer ungemütlichen Nacht als Gefangener wurde Jeremia am nächsten Morgen freigelassen, wobei ich die Hoffnung des Priesters nicht erfüllte, dass diese Torturen den Propheten geläutert hätten. Es sollte sich vielmehr um den schwerwiegendsten Irrtum seines Lebens handeln, das er dadurch dramatisch verkürzt hatte. Jeremia jedenfalls blickte seinen Peiniger unbeeindruckt an und ließ ihn wissen: „Nicht mehr Paschhur nennt dich der HERR, sondern: Grauen ringsum.“
Und weil dieser Name zwar Schlimmes befürchten ließ, aber nicht gänzlich selbsterklärend war, schob Jeremia nach: „Denn so spricht der HERR: Siehe, ich mache dich zum Grauen für dich und für alle deine Freunde. Sie werden unter dem Schwert ihrer Feinde fallen und du musst mit eigenen Augen zusehen.“ Paschhur selbst würde nach Babel verschleppt werden und dort sterben, hieß es weiter, wobei die einzige nicht gänzlich katastrophale Nachricht für den Priester darin bestand, dass er immerhin „begraben werde.“
Was in Zeiten, in denen Gott von Leichen auf offenem Feld sprach und Verstorbene aus ihren Gräbern holen ließ, damit sie zu Dünger werden, keine Selbstverständlichkeit für einen Gegner Gottes und seines Propheten war. Wobei sich die Freude des Priesters Paschhur darüber wohl dennoch in engen Grenzen gehalten haben dürfte.
Von all dem völlig unbeeindruckt, schickte König Zidkija dennoch Priester zu Jeremia, als Nebukadnezar das Land mit Krieg überzog und Juda dem nichts entgegenzusetzen hatte. Die verständliche und zugleich hilflos-naive Hoffnung der Abgesandten lautete: „Vielleicht handelt der HERR an uns wie bei all seinen früheren Wundern, sodass jener von uns abziehen muss.“ Das tat er nicht, was vermutlich nicht mal die Abgesandten selbst wirklich überraschte. Stattdessen lautete die von Jeremia überbrachte Antwort: „Ich drehe in eurer Hand die Waffen um, mit denen ihr vor der Mauer gegen den König von Babel kämpft“ und als sei das nicht schon entmutigend genug, fügte er an: „Ich selbst kämpfe gegen euch mit hoch erhobener Hand und starkem Arm, mit Zorn, Grimm und großem Groll.“
Dem König selbst ließ er ausrichten, dass er „mit scharfem Schwert und ohne Mitleid“ erschlagen wird und damit es überhaupt keinen Zweifel mehr geben kann, dass sich dieses Mal kein Wunder ereignet, sondern ein Untergang, hieß es zum Abschluss: „Ich habe mein Angesicht gegen diese Stadt gerichtet zum Unheil, nicht zum Heil. Der Hand des Königs von Babel wird sie ausgeliefert und er wird sie mit Feuer verbrennen.“
(Fortsetzung folgt…)