Letztlich spielte das alles nun aber keine Rolle mehr, denn der HERR ließ jetzt alle Hemmungen fallen und wütete auf eine Weise gegen sein Volk wie nie zuvor. Auch, weil es keinen Abraham oder Moses gab, die ihn hätten besänftigen können. „Verhängt gegen Zion den Krieg!“, forderte er und gab noch genauere Anweisungen, zu denen etwa das Anzünden der Wälder gehörte und die besonderen Bemühungen um die Eroberung und Zerstörung Jerusalems, denn: „Das ist die Stadt, die heimgesucht werden muss. / Alles in ihr ist Unterdrückung. Wie ein Brunnen sein Wasser sprudeln lässt, / so lässt sie ihre Schlechtigkeit sprudeln.“

All diese Zerstörung sollte zugleich den anderen Völkern als Beispiel dafür dienen, was passiert, wenn man sich von Gott entfernt. Wobei es zum Teil eher wie ein Rechtfertigung wirkte, warum er so brutal gegen seine Auserwählten vorgehen ließ. „Darum hört ihr Völker, und erkennet / Siehe, ich bringe Unheil über dieses Volk / als Frucht seiner Gedanken.“ Dieses Unheil zielte letztlich auf Leib und Leben ab, denn „Väter und Söhne zusammen, / einer wie der andere, geht zugrunde“, was wohl in einem direkten Zusammenhang mit dem Auftauchen der Eroberer mit „Bogen und Sichelschwert“ steht, die „grausam sind und ohne erbarmen.“

Während also das Land und Jerusalem verwüstet wurden, forderte Gott mit Jeremia den Propheten seines Vertrauens auf, zum Tempel zu gehen, um dort jenen zu predigen, die in dieser dunklen Stunde vom HERRN Rettung erhofften. Sie sollten nicht glauben, dass sie ohne Rückkehr zum Bund damit rechnen konnten, dass Gott ihnen hilft, beziehungsweise, dass er sie nicht weiter bekämpft. In dieser Situation waren die Israeliten nie zuvor gewesen, dass der HERR, der ihre Vorfahren einst aus Ägypten führte, ihnen als Gegner entgegentrat.

Jeremias Aufgabe bestand nun darin, die Erwartungen zu dämpfen, um es freundlich auszudrücken. So ließ er die Menge folgende Gottesworte wissen: „Bessert euer Verhalten und euer Tun, dann will ich bei euch wohnen, hier an diesem Wort.“ Das war auch schon der ganze Hoffnungsschimmer in einer Rede, die ansonsten vor allem Vorwürfe, Anschuldigungen und neuerlichen Drohungen enthielt.

(Fortsetzung folgt…)