Zugleich bahnt sich mit der Rückkehr aber auch eine Entspannung des Verhältnisses zwischen Gott und seinem Volk an. Nachdem er sich nicht ausreichend verehrt fühlte und den Israeliten vorwarf, nicht mehr nach den Regeln des gemeinsamen Bundes zu leben (was zweifellos stimmte), hatte er es zugelassen, dass ihm fremde Mächte schwer zusetzten. Wozu unter anderem die Verschleppung großer Teile der Bevölkerung ins babylonische Exil gehörte, außerdem die Verwüstung Jerusalems und der Niedergang des jüdischen Lebens im gelobten Land.
Doch nun ging es wieder bergauf: „Der HERR hat mich verlassen, /Gott hat mich vergessen“, hießt es von den Juden mit Blick auf den Niedergang, der eben erwähnt wurde, „kann den eine Frau ihr Kindlein vergessen, / ohne Erbarmen sein gegenüber ihrem leiblichen Sohn?“ Woraufhin Gottes Antwort lautet: „Wo ist denn die Scheidungsurkunde, / mit der ich eure Mutter fortgeschickt hätte? Wo ist mein Gläubiger, / dem ich euch verkauft hätte?“ Auch wenn er da vielleicht etwas zu überrascht tut, leitet er damit trotzdem eine Trendwende ein. Nun verspricht er, dass das „öde, verheerte, zerstörte Land“ schon bald „zu eng für seine Bewohner“ sein wird, wobei er sich damit auf die Israeliten bezieht, während „Unbeschnittene und Unreine“ es „nicht mehr betreten werden.“ Eine Ankündigung, die vor allem auf Jerusalem gemünzt war und auch wenn sie letztlich in dieser Konsequenz nie Realität wurde, klangen diese Worte doch ganz anders als die Vernichtungsdrohungen, unter denen die Juden zuvor lange gelitten hatten.
Gott ging sogar so weit, dass er die Unterdrückung der bisherigen Unterdrücker in Aussicht stellte, wobei von Königen die Rede war, die die Kinder Israels zu pflegen haben und von Fürstinnen, die nun als Ammen dienen müsse. Diese Versprechung gipfelte in der Ankündigung: „Mit dem Gesicht zur Erde werfen sie sich nieder vor dir / und lecken dir den Staub von den Füßen.“ Auch wenn es manchem vielleicht auch einfach genügt hätte, wenn die Unterdrücker einen nicht mehr peinigen können, war es doch eine klare Botschaft des HERRN zugunsten seines Volkes. Ja, er ging sogar noch weiter und damit vielleicht auch endgültig zu weit, denn zur öffentlichen Erniedrigung der Feinde sollte nun auch noch die erzwungene Selbstkannibalisierung hinzukommen: „Deinen Unterdrückern gebe ich ihr eigenes Fleisch zu essen, / sie sollen sich an ihrem Blut berauschen wie an Most.“
(Fortsetzung folgt…)