In der Beschreibung der Rückkehr aus Babel fällt auf, mit wie viel Mühe Jesaja versucht, ihr eine überragende historische Bedeutung zu geben. Sie soll mit nichts weniger, als der berühmtesten Rückkehr aller Zeiten verglichen werden: der aus Ägypten. Der Babel-Rückkehr werden dabei sogar ganz ähnliche Wendepunkte beigefügt. „Sie litten keinen Durst, als er sie durch die Wüsten führte; / Wasser ließ er für sie aus dem Felsen sprudeln, / er spaltete den Felsen und es strömte das Wasser“, heißt es etwa. Wenn man nicht wüsste, dass hier nicht vom Marsch durch den Sinai die Rede ist, würde man unweigerlich an eben diesen denken.

Allerdings erscheinen die Versuche, Babel und Ägypten auf eine Stufe zu stellen, deutlich überzogen. Nicht zuletzt, da Moses tatsächlich das gesamte Volk aus der Gefangenschaft rettete und dabei von einer auf Rache sinnenden Armee verfolgt wurde, während nie das gesamte Volk in Babel leben musste und die meisten von dort freiwillig und unbehelligt ins Gelobte Land zurückkehrte, wo es die ganze Zeit hinweg weiterhin jüdische Siedlungen gab. Auch musste Babel nicht mit Heuschrecken und Kindsmorden gezwungen werden, die Juden ziehen zu lassen.

Trotzdem heißt es: „Doch zieht nicht aus in Hast, / geht nicht fort in Eile; denn der HERR geht vor euch her / und er, Israels Gott, ist euere Nachhut“, was nach einer Massenbewegung klingt, die sich da auf die Reise gemacht hatte. Eine Massenbewegung, die von Gott einen umfassenden Schutz erhielt, bevor dieses Abenteuer ohne Verfolger schließlich wie erwartet ein erfolgreiches Ende fand, das womöglich ein wenig zu spektakulär gefeiert wurde. Jesaja jedenfalls schreibt dazu: „Berge und Hügel brechen vor euch in Jubel aus / und alle Bäume auf dem Feld klatschen in die Hände.“ Vermutlich dürften die Heimkehrer nie etwas gesehen haben, das sie noch mehr verstört hat als ein Wald voller Bäume mit Händen, die ihnen applaudieren, während im Hintergrund die Berge und Hügel jubeln, als hätten sie diesem Tag seit langem entgegengefiebert.

(Fortsetzung folgt…)