Nun meldet sich Gott ungewöhnlich viel und ungewöhnlich fordernd zu Wort. An mehr als einem Dutzend Stellen heißt es „Ich allein bin Gott; /auch künftig bin ich es“ oder

„Ich bin der Erste, ich bin der Letzte, / außer mir gibt es keinen Gott“ oder

„Gibt es einen Gott außer mir? / Es gibt keinen Fels außer mir, ich kenne keinen.“ Manche Selbstzuschreibungen werden an verschiedenen Stellen sogar identisch wiederholt, etwa

„Ich bin der HERR und sonst niemand.“ Er verkündet auch: „Nur beim HERRN – sagt man von mir – sind Heilstaten und Stärke.“ Wobei die Vehemenz, mit der er sich als einzige Gottheit darstellt, den Verdacht aufkommen lässt, dass er sich da selbst nicht so ganz sicher ist.

Er macht auch keinen Hehl daraus, die Schöpfungsleistung nicht mit anderen teilen zu wollen, denn: „Ich bin der HERR, das ist mein Name; / ich überlasse die Ehre, die mir gebührt, keinem anderen, / meinen Ruhm nicht den Götzen.“ Überhaupt, Götzen, diese sind ihm ohnehin ein Dorn im Auge. Schon für die Herstellung der dabei verehrten Figuren hat er nur Verachtung übrig und beschreibt den Herstellungsprozess aus Sicht eines Götzenanbeters so: „Den einen Teil des Holzes habe ich ins Feuer geworfen, / habe Brot in der Glut gebacken / und Fleisch gebraten und es gegessen. Aus dem Rest des Holzes aber habe ich mir/ einen abscheulichen Götzen gemacht / und nun beuge ich mich vor einem Holzklotz.“ Wobei er auch das wesentliche Problem der Götzen prägnant auf den Punkt bringt: „Ruft man ihn an, so antwortet er nicht; / wenn man in Not ist, kann er nicht helfen.“

Vielleicht ist es auch der Ärger über diese Götzendienste, weswegen Gottes Sorge um ausreichende Anerkennung zugleich mit einer Abwertung der Menschen generell einhergeht. Etwa, wenn er über sie erklärt: „Alle Nationen sind vor Gott wie ein Nichts, / für ihn sind sie wertlos und nichtig“ oder wenig schmeichelhaft befindet: „Er thront über dem Erdenrund, dessen Bewohner sind wie Heuschrecken.“ Wobei er damit auch nicht vor seinem auserwählten Volk halt macht, das er ohnehin „im Schmelzofen des Elends“ erwählt habe. Eher im Gegenteil, denn er erwähnt Jakob, nur um ihm kurz darauf mit auf den Weg zu geben: „Fürchte dich nicht, du armer Wurm Jakob, / du kleines Israel!“

Mit Blick auf die Israeliten heißt es außerdem großzügig: „Denkt nicht mehr an das, was früher war; / auf das, was vergangen ist, achtet nicht mehr!“, nur damit Gott selbst kurz darauf zu einer Klage über vergangene Missstände ansetzt: „Jakob, du hast mich nicht gerufen, / Israel du hast dir mit mir keine Mühe gemacht. Du brachtest mir keine Lämmer als Brandopfer dar / und mit Schlachtopfern hast du mich nicht geehrt. Nein, du hast mich mit deinen Sünden geknechtet, / mir Mühe gemacht mit deinen Vergehen.“

Und so ist es nur angemessen, wenn der HERR auch das letzte Wort in diesem Kapitel erhält: „Ich bin Gott und sonst niemand.“

(Fortsetzung folgt…)