Gottes Zorn richtet sich natürlich auch gegen sein auserwähltes Volk und vielleicht sogar vor allem gegen dieses. Schon mehrmals in der emotionalen Geschichte seiner besonderen Bundestreue zu den Israeliten gab es Momente, in denen er sie vernichten wollte. Doch jedes Mal gab es einen mutigen oder auch verzweifelten Helden, der ihm diese Pläne ausreden konnte. Nun aber, wo die ganze Menschheit bestraft wird, trifft es natürlich auch sein Volk. Zumal dieses ausreichend Gründe lieferte, denn die Priester und Propheten hatten längst nichts mehr mit den großen Gestalten der Vergangenheit zu tun. Mit einem Abraham, Josef, Moses oder auch David. Stattdessen gab es diese ungeschönte Zustandsbeschreibung: „Priester und Propheten schwanken vom Bier, sind benommen vom Wein. Sie taumeln vom Bier, / sie schwanken bei ihren Visionen, / sie torkeln beim Entscheid.“

Entsprechend scheiterten auch ihre Versuche, die Gebote der HERRN unter das Volk zu bringen, was die Bibel anhand des Versuchs verdeutlicht, das Gestammel eines Betrunkenen wiederzugeben: „Und es wird an sie das Wort des HERRN ergehen: / Zaw lazaw, zaw lazaw, qaw laqaw, qaw laqaw.“ Es sollte nicht verwundern, dass Gott solche Verfehlungen mindestens so hart bestrafte, wie die aller anderen Völker, wobei alles auf Verwüstung ausgerichtet war: „Seine Lippen sind voller Wut, / seine Zunge ist wie ein fressendes Feuer“, warnte der gerne hüllenlos warnende Jesaja, der an anderer Stelle folgende Worte für die Leiden jener Tage fand: „Ihr geht schwanger mit Heu, Stroh bringt ihr zur Welt.“

(Fortsetzung folgt…)