Auch wenn Gottes Zerstörung- und Vernichtungswerk ein erschreckendes Ausmaß annahm, war es zugleich doch auch ein Beweis dafür, dass er sich mittlerweile begrenzt – auch wenn das für die Betroffenen seines globalen Wutanfalls kein Trost war. Doch hielt er sich immerhin an das Versprechen, welches er viele Generationen zuvor Noah gegeben hatte. Ihm gab er sein Wort, dass es keine zweite Sintflut geben wird. Aber er hat die Grenzen dieser Abmachung sehr weit ausgereizt, denn letztlich kann man in der „Jesaja-Apokalypse“ fast eine Neuauflage der Sintflut mit mehr Überlebenden und weniger Wasser sehen.

Eine Zerstörung fast sintflutartigen Ausmaßes

„Siehe, der HERR verheert und verwüstet die Erde; / er verändert ihr Gesicht“, heißt es bei Jesaja, der kurz darauf nachschiebt, „verheert wird die Erde, verheert, / geplündert wird sie, geplündert, / denn der HERR hat diese Worte gesprochen“ und „die Erde welkt, sie verwelkt, / die Welt verkümmert, sie verwelkt.“ Sollte er bei der Verkündung dieser apokalyptischen Worte nackt gewesen sein, was er beim Verkünden oft war, dürfte das den Eindruck des einsetzenden Wahnsinns und Untergangs nur noch mehr verstärkt haben.

Ein großer Teil der Menschheit starb während dieser Bestrafungen durch Gott, der sich dabei vor allem die Monarchen vornahm, die er als falsche Vorbilder und Verführer sah. Sie hätten einen erheblichen Anteil daran, dass die Völker überhaupt in Sittenlosigkeit, Götzendienst und Hurerei herabgesunken seien. Doch wenn all das Jammer und Klagen verstummt und das Sterben vorbei ist, folgt der „Tauben“-Moment dieser trockenen Sintflut: Gott ruft die Überlebenden zusammen und ist bereit, mit ihnen eine neue und bessere Welt zu begründen. Zwar stiftet er zu diesem Anlass nicht erneut ein Wetterphänomen, wie er es nach der Sintflut mit dem Regenbogen getan hatte, aber dafür stellt er die Auferstehung der Toten in Aussicht: „Deine Toten werden leben, / meine Leichen stehen auf, / Wacht auf und jubelt, ihr Bewohner des Staubes!“

(Fortsetzung folgt…)