Jenseits von diesen Geschlechterfragen verbreitet Jesus Sirach aber noch allgemeine Weisheiten und Erklärungen. So vergleicht er das Sterben mit einem Kleidungsstück: „Alle Lebewesen altern wie ein Kleidungsstück, / denn wie die Bestimmung lautet seit Ewigkeit: Sterben wirst du.“ Er nennt „höchstens hundert Jahre“ als Höchstalter für Menschen, was nicht stimmt und was ihm eigentlich schon beim Blick auf Moses und die Erzeltern wie Abraham und Sara auffallen müsste. Wasser, Brot und Kleidung seien die Grundlagen des Lebens. Außerdem ein Haus „um die Nacktheit zu bedecken“, wofür früher noch ein Feigenblatt gereicht hatte. Die Weisheit umschreibt er so: „Die mich essen, werden noch hungern, / die mich trinken, werden noch durstig sein“ und das klingt tatsächlich beeindruckend, auch wenn diese Zuschreibung ebenfalls auf die Gier zutrifft.

Außerdem gibt es neue Hinweise auf die geheimnisvollen Riesen aus längst vergangenen Zeiten. Nachdem sich die Heilige Schrift bislang völlig bedeckt gehalten hatte, folgt hier schon der zweite Hinweis innerhalb weniger Seite zu ihnen. Es heißt: „Gott vergab nicht den Riesen der Vorzeit, / die abtrünnig wurden in ihrer Stärke.“ Nun liegt zwar immer noch fast alles im Dunkeln, was diese geheimnisvollen Kreaturen angeht, aber immerhin wird angedeutet, dass es zwischen ihnen und dem HERRN zu einem Zerwürfnis kam, da sie offenbar „abtrünnig“ wurden. Zuletzt greift Jesus Sirach auf ein Sprichwort Salomos zurück, wenn er warnt: „Wer eine Grube gräbt, fällt selbst hinein“ und liefert selbst ein eigenes und ebenfalls berühmt gewordenes ab: „Wer die Gefahr sucht, kommt in ihr um.“

Ein Loblied auf die Väter – auch auf einen, der vermutlich nie gestorben ist

Nachdem Jesus Sirach nun seine Ratschläge für alle Lebenslagen, für den richtigen Umgang mit Frauen und das korrekte Verhalten beim Essen verbreitet hat, geht er dazu über, berühmte Väter zu würdigen. Er hatte dabei nicht die Familienväter im Blick, denen er ohnehin vor allem eine kräftige Hand zum Verprügeln ihrer Kinder wünscht, sondern berühmte Väter der Geschichte. Vor allem der Geschichte Israels. Als erstes wird Henoch genannt, eine recht geheimnisvolle Person, die voller Gottvertrauen war und mutmaßlich nie gestorben ist, weil der HERR sie lebend zu sich geholt hatte. Danach fällt der Name Noah, der natürlich nicht fehlen darf, da ohne sein Überleben in den Fluten die Menschheit schon recht bald nach ihrer Schöpfung wieder vom Erdboden verschwunden wäre. Abraham als „großer Vater einer Menge von Völkern“ ist ebenso vertreten wie sein beinahe geopferter Sohn Issak sowie Jakob, der zwölf Söhne hatte, deren Familien später die zwölf Stämme Israels bilden sollten.

Moses hat selbstverständlich auch seinen Platz in dieser Liste sicher, den Gott „wegen seiner Treue und seiner Bescheidenheit heiligte.“ Sein Nachfolger Aaron wird gewürdigt, ebenso Pinhas, Josua, Kaleb und Samuel. David natürlich auch, bevor Salomo als Höhe- und Wendepunkt der israelitischen Geschichte an der Reihe ist. Er regierte in Friedenszeiten, was eine so erwähnenswerte Ausnahme in einer Welt voller Gewalt, Krieg und Gefahr darstellte, dass sie erwähnt werden muss. Nach ihm ging es mit Elija weiter, der als „Prophet wie Feuer“ beschrieben wird, was wohl wörtlich gemeint ist, denn er ließ „dreimal Feuer vom Himmel herabfallen“, bevor er sein Leben auf äußerst exzentrische Weise beschloss und in einem Wirbelsturm zum Himmel emporfuhr. Sein Schüler Elischa bemühte sich danach ohne Erfolg, die Israeliten wieder für den Glauben an Gott zu begeistern. Für die Aufnahme in dieses „Loblied auf die Väter“ reichte es dennoch. Als nächstes werden Hiskija und Jesaja genannt, danach Joschija und Nehemia und in einem erstaunlichen Rückgriff auf die ersten Tage der Menschheit auch noch Adam, als ob dem Verfasser viel zu spät aufgefallen war, dass er den ersten aller Menschen und Väter vergessen hatte. Danach wird die Aufzählung mit dem Hohepriester Simon abgeschlossen.

(Fortsetzung folgt…)