Jesus konnte nicht nur Vieles heilen, er konnte alles heilen. Und er tat es auch reichlich. Auf seinen Reisen durch das Land kam es unter anderem zur Heilung folgender Beschwerden: Lähmungen, Lepra, Fieber, Besessenheit (der Klassiker), Mondsucht, Blindheit, Stummheit und generell „alle Krankheiten und Leiden.“ Ja, er heilte sogar den Tod, indem er ein Mädchen wieder zum Leben erweckte. Außerdem linderte er zu zwei Gelegenheiten den Hunger einer beachtlichen Menschenmasse von einmal 5000 und dann 4000 Personen, wobei diese Angaben relativ wenig über die mögliche Gesamtzahl aussagen, da aus unerfindlichen Gründen Frauen und Kinder zwar anwesend waren und ebenfalls satt wurden, aber nicht gezählt wurden.

In jedem Fall verbreitete sich zuerst die Kunde von ihm als einem Heiler, der jedes Leiden kurieren kann. Das hatte zur Folge, dass Jesus in der Öffentlichkeit praktisch immer eine Menschentraube um sich hatte, aus der ständig Hände versuchten, ihn zu berühren. Es hatte sich herumgesprochen, dass schon eine Berührung heilen würde, was den Tatsachen entsprach. Natürlich nutzte Jesus seine so gewonnene Bekanntheit, um sein eigentliches Anliegen unters Volk zu bringen.

Dabei ist schon seine erste Predigt die vielleicht berühmteste von allen. Er sprach von einem Bergrücken aus zu all denen, die ihm gefolgt waren, und ließ sie wissen: „Selig, die arm sind vor Gott; / denn ihnen gehört das Himmelreich“ und „Selig die Trauernden; / denn sie werden getröstet werden“ oder auch „Selig die Barmherzigen; / denn sie werden Gnade finden.“ Danach ging er daran, die herrschende theologische Sichtweise zu erschüttern, da er unbeschwert daran ging, die Zehn Gebote umzudeuten.

„Du sollst nicht töten“ müsse weiter ausgelegt werden und dürfe nicht erst gelten, wenn wirklich jemand getötet wird. „Jeder, der seinem Bruder auch nur zürnt, soll dem Gericht verfallen sein“, findet er, und geht so weit, dass schon ein „Du Narr“ direkt mit dem Tode bestraft wird, was wirklich eine ungewöhnlich harte Bestrafung ist. Auch „Du sollst nicht Ehe brechen“ geht bei ihm deutlich früher los und nicht erst bei der gebrochenen Ehe. Wenn man sich in Gedanken vorstellt, Ehebruch zu begehen, ist er schon begangen und muss entsprechend bestraft werden, findet Jesus. Da auf so ein Vergehen Höllenqualen stehen, empfiehlt er empathisch, sich selbst Augen oder Hände abzuhacken, wenn diese lüsternen Gedanken auf andere Weise nicht unterdrückt werden können.

Übrigens wird ganz selbstverständlich davon ausgegangen, dass nur Männer für diese Verfehlung anfällig sind. Es fällt außerdem auf, dass sein eigenes unkonventionelles Elternhaus keine Auswirkungen auf seinen Ehebegriff hatte. Dieser ist erstaunlich konservativ und sieht nur den Ehebruch als legitimen Scheidungsgrund vor. Die erneute Heirat einer Frau, „die aus der Ehe entlassen wurde“, hält er ohnehin für Ehebruch.

(Fortsetzung folgt…)