Nach zwei Jahren, zwei Monaten und einem Tag hieß es nun, die Sachen zu packen und dem Berg Sinai den Rücken zu kehren. Die Vorbereitungen für den Aufbruch waren in vollem Gange.
Dass die nun folgende Reise nicht frei von Gefahren sein wird, merkten die Menschen spätestens, als Moses alle Männer ab zwanzig Jahren mustern ließ, um eine schlagkräftige Armee aufzubauen.
Dabei stellte sich herausstellte, dass die Israeliten im Fall der Fälle auf eine Streitmacht von 603.550 Mann zurückgreifen könnten. Was bedeutete, dass seit der Anfertigung der Bundeslade kein Mann gestorben war, denn schon eine damalige Zählung kam auf diese Zahl.
Doch nicht alle Juden wurden gemustert. Die Leviten waren davon ausgenommen. Sie traten schon einmal auf brutale Art in Erscheinung, als sie im Auftrag Moses ein Blutbad unter denen angerichtet hatten, die dem Goldenen Kalb gehuldigt hatten. Nun wurden sie von Gott offenbar für diese besondere Treue belohnt und zu einer Art Spezialeinheit erklärt.
Ihnen fiel die Aufgabe zu, Gottes Zelt mit all den Kostbarkeiten und der Bundeslade zu bewachen. Eine Aufgabe, die sie lange Zeit zuverlässig erfüllten, ohne jedoch einen der schmerzhaftesten Verluste der jüdischen Geschichte verhindern zu können. Doch darum wird es an spätere Stelle noch gehen.
Während all diese sicherheitspolitischen Entscheidungen getroffen wurden, hatte Gott trotzdem noch einen Blick für das private Glück seines Volkes und wodurch dieses bedroht ist. In erster Linie durch Untreue, fand er.
Seitensprünge und Affären kamen schließlich auch unter den Israeliten vor, auch wenn es sich dabei im wahrsten Sinne um eine gefährliche Leidenschaft handelte. Was war also zu tun, wenn ein Mann seine Frau im Verdacht hatte, es mit der Treue nicht so genau zu nehmen?
Der HERR hatte sich dafür etwas Außergewöhnliches ausgedacht. Eine Art biblischen Lügendetektortest. Benötigt wurde dafür ein Eifersuchtsspeiseopfer in Form von Gerstenmehl, das der misstrauische Ehemann bereitstellen musste. Ein Priester überreichte dieses dann der Frau, wodurch es zum Ermittlungsspeiseopfer wurde.
Der Gottesmann selbst griff sich danach eine Schale mit heiligem Wasser, in die er noch Erde hinzutat. So stand er der Frau gegenüber und fragte sie, ob sie ihrem Mann immer treu war oder nicht, bevor sie das Wasser trinken musste.
Wenn sie gelogen hatte, würde sie durch dieses Getränk entstellt werden, was sich unter anderem durch einen angeschwollenen Bauch zeigen würde. Wenn sie die Wahrheit sagte, passierte einfach nichts, außer, dass sie vermutlich keinen Durst mehr hatte.
Übrigens war nicht vorgesehen, dass umgekehrt Frauen ihre Männer auf diese Weise zur Wahrheit zwingen dürfen. Dabei gehörte zu einer untreuen Ehefrau auf der einen Seite auch ein untreuer Ehemann auf der anderen Seite, da nur verheiratete Menschen Sex haben durften.
Nachdem noch einige Regeln in Bezug auf diverse Feierlichkeiten verkündet wurden und alle Stämme nochmals reichlich Opfer vor Gott dargebracht hatten, was unter anderem sechzig Widdern, sechzig Böcken, sechzig einjährigen Lämmern und vierundzwanzig Rindern das Leben kostete, brach das Volk schließlich auf.
Es hatte aufregende Monate am Berg Sinai verbracht und dort die Zehn Gebote und unzählige Vorschriften und Anweisungen empfangen. Hier wurde Gottes Wohnung errichtet, die für das einfache Volk hinter schweren Vorhängen verborgen blieb und hier wurden das Goldenes Kalb angebetet, bevor ein Blutbad diesen ebenso überraschenden wie konsequenten Abfall vom Glauben bestrafte.
Insgesamt starben dabei dreitausend Männer, womit die Zahl der am Berg Sinai begrabenen dreitausendzwei lautet, da Gott persönlich auch noch zwei Priester verbrannt hatte.
Wie schnell die Israeliten bei ihrer Reise vorankamen, hing ausschließlich von Gott ab, der als Wolke mit seinem Volk zog. Dabei gab es eine einfache Regel: Sobald die Wolke anhielt, „schlugen die Israeliten ihr Lager auf“ und zogen erst weiter, wenn sie sich wieder in Bewegung setzte.
Manchmal konnten dabei Wochen und Monate vergehen, bevor es weiterging. Offenbar war ein beachtlicher Teil der langen Reise eigentlich ein langes Warten im Schatten einer göttlichen Wolke.
Dass sich die Israeliten mit jedem Meter einem Ziel näherten, an dem neben den Versprechungen von Milch und Honig auch große Gefahren lauerten, macht auch eine Bemerkung Gottes klar. Die Israeliten sollten eine bestimmte Trompete blasen, wenn sie in die Schlacht ziehen müssen, damit er auf ihrer Seite stehen könnte.
Ein Ratschlag, der schon überraschend bald von großer Bedeutung sein sollte.
Fortsetzung folgt…