Lieber kümmerte sich Jesus um seine Jünger, die irgendwann auf die endgültigen Zwölf angewachsen waren. Jeder einzelne von ihnen wurde bald darauf zu einer Art Vize-Jesus, weil er nicht überall zugleich sein konnte. Wobei er ihnen einschärfte, dass sie die Heiden ignorieren sollten (Er selbst zögerte sogar, eine Heidin zu heilen, und begründete es damit, „nur zu den verlorenen Schafen des Hauses Israel gesandt“ zu sein, bevor sie ihn schließlich doch überreden konnte), um sich ganz auf die Juden zu konzentrieren. Da er ihnen allen die Fähigkeit übertragen hatte, zu heilen, sollten sie von dieser besonders viel Aufmerksamkeit erzeugenden Fähigkeit reichlich Gebrauch machen: „Geht und verkündet: Das Himmelreich ist nah! Heilt Kranke, weckt Tote auf, macht Aussätzige rein, treibt Dämonen aus!“

Auch wenn sie sich bemühten, gelang es ihnen selbstverständlich nie, im Heilen die Perfektion von Jesus zu erreichen. In besonders schmachvollen Momenten wendeten sich Menschen an ihn, nachdem die Jünger mit ihren Künsten gescheitert waren. So bat ihn unter anderem jemand, die Mondsucht seines Sohnes zu heilen, nachdem die Jünger ihm nicht helfen konnten. Jesus nahm diese Gelegenheit zum Anlass, mit seinen Vertrauten hart ins Gericht zu gehen, denen er Kleinglauben vorwarf, der das Entfernen von Krankheiten verhindern würde. Dabei könnten sie mit einem unerschütterlichen Glauben sogar Berge bewegen, und zwar wortwörtlich: „Nichts wird euch unmöglich sein“, stellte Jesus klar.

Gleichzeitig scheint er mit ihnen nicht generell unzufrieden zu sein. So bekannte er ihnen gegenüber, dass er tatsächlich „Christus, der Sohn des lebendigen Gottes“ sei. Zugleich „befahl“ Jesus aber, dass sie dieses Wissen noch für sich behalten müssen. Schon in diesen frühen Tagen bereitete er seine Begleiter auf den Abschied vor und deutete an, getötet zu werden und nach drei Tagen aufzuerstehen. Auch darüber wurde Stillschweigen vereinbart, an das sich auch Judas Iskariot hielt, der schon an dieser Stelle als derjenige angekündigt wird, der Jesus später verrät – eine erzähltechnische Entscheidung ist, die nicht gerade zum Spannungsaufbau beitrug.

Gerade zu Beginn gab es tatsächlich eine Vielzahl von Geheimnissen, die die Jünger nicht mit den Menschen teilen sollten. Darunter fiel auch eine Begegnung, die Jesus und drei seiner Jünger auf einem Berg hatten. Dort kam es zu einem Treffen mit Moses und dem Propheten Elija, bevor sogar Gott persönlich aus einer Wolke heraus dazustieß und wiederholte, was er einige Zeit davor schon dem damals noch ungeköpften Johannes dem Täufer mitgeteilt hatte: „Dieser ist mein geliebter Sohn, an dem ich Wohlgefallen gefunden habe; auf ihn sollt ihr hören.“

Die letzten Zweifel bei den Jüngern, dass Jesus wirklich Gottes Sohn ist, konnte er verwischen, als sie ihn daran erinnerten, dass vor dem Gottessohn zuerst Elija kommen müsste, wie es in den alten Prophezeiungen geschrieben steht. Jesus gab ihnen Recht und hatte eine verblüffende Erklärung dafür: „Elija ist schon gekommen, doch sie haben ihn nicht erkannt, sondern mit ihm gemacht, was sie wollten.“ Elija sei niemand anderes als Johannes der Täufer gewesen, womit Herodes im Grunde den wichtigsten Propheten des Judentums hingerichtet hat und das Jahrhunderte nach dessen lebendigem Aufstieg in den Himmel mithilfe eines Wirbelsturms.

Es dürfte keine zweite Hinrichtung geben, die auf so vielen Ebenen so viele verwirrende Fragen aufwirft. Herodes selbst immerhin hat ohne Zweifel bewiesen, dass er keinerlei Ahnung hatte, wen er da genau töten ließ, um eine junge Frau für sich zu gewinnen, denn er hielt Jesus für die Reinkarnation des Täufers, der „von den Toten auferweckt wurde.“

(Fortsetzung folgt…)